Über Tashkent nach Kasachstan

Von Samarkand ereignisarm nach Tashkent. Dort soll vor allem sowjetische Stadtplanung (neben einem kleinen historischen Vorzeigeviertel) zu besichtigen sein. Also beschließen wir, die Stadt selbst auszulassen und uns stadtrandnah niederzulassen, so dass wir am kommenden Tag schnell über die Grenze nach Kasachstan kommen. Außerdem haben wir, ehrlich gesagt, nach all den Moscheen, Medressen und Mausoleen genug von islamischer Baukunst. Unser Hotel: Ein Rausch von Kitsch und Pracht. Aber irgendwie schon wieder lustig. Dabei gibt es (übrigens für 35 US$) das modernste Klo, dass ich je besch... durfte. Mit Popodusche und Trockenbläser. Alles automatisch! Na ja, das nur nebenbei. Jetzt zum Wesentlichen.

Wir haben in diversen Foren gelesen, dass es in Hinsicht Grenzübergang nach Kasachstan unterschiedliche Lokationen gibt, die nicht alle für Ausländer oder z. T. nicht für PKWs zugelassen sind. Was macht man da, insbesondere am Wochenende: Man erkundigt sich beim Auswärtigen Amt oder bei der deutschen Botschaft (... immerhin ebenfalls in Tashkent angesiedelt). Das Auswärtige Amt hält nur Wischiwaschi bereit, z. B. erkundigen Sie sich... (wo???) frühzeitig und die Botschaft ist natürlich erst am Montag ab acht Uhr wieder erreichbar. Wir geben den Mitarbeitern dort Zeit für ein ordentliches Frühstück und rufen (per Skype) um neun Uhr an. Leider hat auch hier die kundenfreundliche Warteschleifentechnologie Einzug gehalten (...hat eine Botschaft eigentlich Kunden oder nur Antragsteller?) und die "...wählen Sie die Neun" reagiert bei Skype nicht. Also auf zum nächsten Versuch: Im Hotel, wo wir eigentlich schon ausgecheckt haben, lässt man uns noch mal telefonieren, jetzt ist es zehn Uhr. Zentrale: Da muss ich zu einem Mitarbeiter durchstellen. Später: Der Herr ist nicht in seinem Büro. Wann kommt er zurück? Später! Kann ich die Durchwahl haben? Das darf ich nicht. Super! Da weiß man doch, dass man sein Leben lang ordentlich Steuern bezahlt hat, und wenn man einmal auf eine kleine Hilfe angewiesen ist, steht man buchstäblich im Regen. Herzlichen Glückwunsch nach Tashkent! Geruhsame Tage!

Was reg ich mich auf. Es kommt ja nur noch schlimmer: Wir haben im Hotel eine kasachische Familie getroffen, die um elf zur Grenze will und uns vorausfahren kann. Klasse! Später stellt sich aber heraus, dass die drei von Freunden aus Tashkent nur bis zur Grenze gefahren werden. Da zwischenzeitlich fünf Erwachsene und zwei Kinder in einem PKW fahren wollten, nehmen wir Jack, den Familienvater, mit bei uns auf. Sein Kumpel fährt durch den Stadtverkehr wie der Teufel (... also normal), und wir haben mit unserem lahmen Toyo Mühe, zu folgen. Zum ersten mal müssen wir, unter permanentem Gebrauch unseres Horns, andere Autos abdrängen oder am Dazwischendrängeln hindern. Aber wie gesagt. Das ist normal, da ist auch keiner böse. Nach etwa 30  innerstädtischen Kilometern und einer Polizeikontrolle (ist aber nix passiert) erreichen wir Grenzübergang Nr. 1. Der aber ist nur für Fußgänger geöffnet (obwohl er die direkte Autobahnverbindung zwischen Tashkent und Shymkent ist).

 

Straßenschild am Wegesrand (oben rechts versteckt "Gamburg" (bei uns besser bekannt als "Hamburg")
Straßenschild am Wegesrand (oben rechts versteckt "Gamburg" (bei uns besser bekannt als "Hamburg")

Tashkent/Shymkent sind übrigens rund 170 km. Wir werden am Ende des Tages über 300 gefahren sein.

Also auf zur Grenze Nr. 2, im Nordwesten von Tashkent gelegen. Auch dort schickt man uns wieder weg, obwohl reger LKW-Verkehr herrscht. Für Ausländer gibt es nur Jallama und das sind wieder 70 km in Richtung Samarkand. (...da hätten wir uns das ganze Tashkent auch gleich sparen können). 

 

Und hier, am Grenzübergang Nr. 3 klappt es dann auch wirklich. Bei den Usbeken geht alles, gemessen am hier üblichen Bürokratiewahn, seinen geordneten Gang. Unsere Aufenthaltsnachweise werden kontrolliert, die Fahrzeugpapiere, die Versicherung und auch der Zoll lässt sich unser Auto wieder einmal vorführen. Aber in etwa eineinhalb Stunden sind wir durch. Das Problem ist nur, dass wir jetzt im Niemandsland in einer LKW-Schlange stehen und auf der kasachischen Seite bewegt sich absolut nix. (Ramadan!!!) Aber endlich kommt ein Durchblicker mit seinem Mercedes und hupt sich eine Gasse durch die LKWs, wir folgen. Und sind dann doch so gegen vier Uhr im Zollhof. Und dann das Ganze in Grün, bei den Kasachen. Autodeklaration, Autozulassung (...gilt übrigens gleich für Kirgisistan), Einreiseformalitäten, Zoll mit Autoshow, und zuletzt noch unser beliebter Scanner. Bekannt aus der Türkei. Aber als der Zöllner, der den Scanner bedient, sieht, was da für ein Autochen in seinen LKW-Scanner reingefahren ist, sagt er "hau bloß ab damit!" Oder so etwas ähnliches auf Russisch oder Kasachisch und "schon" sind wir durch. Noch ein letzter Eintrag in eine Kladde (bestimmt der fünfte), wo alle Daten der Schmids sowie des Toyos festgehalten werden, und wir sind in Kasachstan. Und es ist zwischenzeitlich halb sieben!!!

Zum Glück haben wir uns in Shimkent bereits ein Hotel reserviert. Zum Pech liegt Shimkennt zwar nahe an Tashkent, aber es sind noch 199 km bis dahin. Auf Landstraßen! Durch Baustellen, die bis zu 70 km lang sind. Und durch die anbrechende Nacht. Bravo!

Wir haben gehört, dass die hiesige Ordnungsmacht Verkehrsübertretungen gnadenlos verfolgt. Und dass Bußgelder nicht unbedingt ihren direkten Weg in die Staatskasse finden. Aber Geschwindigkeitsbeschränkungen auf 40, manchmal 20 Stundenkilometer, und das manchmal über zehn Kilometer, ist beim besten Willen nicht befolgbar. Und so machen wir es halt wie die Einheimischen, und fahren, was das Zeug hält. Hier kann übrigens der Toyo mit so manch einem Audi mithalten, denn geteerte Abschnitte wechseln sich häufig mit kurzen, aber "anspruchsvollen" Erdstrecken ab. Und da können die großen Räder so manch einen PS-Schlitten überholen, der uns zuvor noch mit 160 rasiert hat. Und um kurz vor zehn waren wir im Hotel!!!

 

Juniorsuite! Abendessen im Gartenrestaurant! Zwei Bier! Duschen! Herrlich! Am Schluss ist es dann immer wieder schön.

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Kommentare: 1
  • #1

    Karl Heinz (Mittwoch, 08 Juni 2016 21:49)

    Hallo ihr Beiden mit "Anhang",

    ich kann Eure Reise nun endlich wieder verfolgen und zwar aus dem deutschen Ländle in Klein Linden. Es bleibt weiterhin spannend mit Euch und ich bin weiterhin neidisch.
    Schreibt mir mal die grobe Planung China, evtl komme ich zu einem Bier "rüber".

    Gruss Kahei