Über Brasilien und Uruguay

So sind wir denn zu guter Letzt in Uruguay angekommen. Der Weg von den Iguazu Wasserfällen bis hierher nach Colonia del Sacramento, übrigens die älteste Stadt Uruguays, war landschaftlich wenig spektakulär, kulinarisch (fast) desaströs aber dennoch gibt es ein paar nette Details zu berichten:

Unsere fast fünfzehnhundert Kilometer weite Reise vom fabelhaften Camping Paudimar begann just an dem Wochenende, an dem dort ein Traveller-Meeting (hauptsächlich Motorradfahrer) stattfand. Neben uns war in der Version "vier Räder" nur noch ein in Paraguay lebender Deutscher, der einen 1969er "Overlander 2CV" besitzt, Walter, zugegen. War nett - einen mehrseitigen Bericht im Oldtimer Markt hat der auch schon gehabt. Sei's drum - wir haben uns trotzdem aufgemacht und sind in Sao Lourenco del Oeste gelandet. Samstagabend - kein einziges Lokal geöffnet! Hier hatten wir Gelegenheit, in einer Art Straßencafe das schlechteste Abendessen unserer nun fast einjährigen Reise zu uns zu nehmen: Fette Wurst, frittiert, garniert mit einem Haufen Käsewürfeln, nach nix schmeckenden Fleischersatzbrocken mit Gurkenscheiben und Wachteleiern (...die waren noch das einzig Essbare!). 

Übrigens: Falls Ihr von Brasilien Bilder wie Dschungel, Schlammpisten, "grüne Hölle" etc. im Kopf habt: Hier im Süden sieht es eher so aus, wie auf der Giebelstädter Höh. Für diejenigen, die die Gegend nicht kennen: Landwirtschaftliche Flächen, Hügel, Bauernhöfe, dazwischen mal ein kleines Wäldchen, das vergessen wurde, brandzuroden, etc. Nur ist halt alles industrialisiert. Endlose Flächen mit Sojaanbau (vorzugsweise "genoptimierte" Sorten der Häuser Monsanto und Bayer) - riesige Silos. Ansonsten eine Anmutung fast wie zuhause. Und bei einem Rodeo haben wir zufällig auch mal reingeschaut.

Weiter geht es gen Süden! Diesmal haben wir uns sicherheitshalber ein Hotel mit angeschlossener Parillada (=Grillpalast) in Cruz Alta herausgesucht. Blöd nur, dass die Parillada Ferien macht und wir uns deshalb nur beim Bringdienst zwischen Hamburger oder Pizza entscheiden durften. Hamburger war auch Sch....!

Und schon sind wir im Grenzstädtchen Santana do Livramento (Brasilien) und Rivera (Uruguay). Hier ist ein Einschub fällig:

Grenzstädte sind meist weder besonders schön, noch besonders reizvoll. Oft stehen Autoschlangen mit laufenden Motoren herum, man merkt auch, dass viele Einwohner vom Schmuggel, von Schlepperdiensten oder ähnlich halbkriminellen Berufen leben. Meist sind wir froh, wenn wir solche Orte hinter uns lassen können. In dieser Stadt allerdings ist das ganz anders. Und das liegt einfach daran, dass es zwar eine Grenze gibt, die jedoch praktisch nur daran zu erkennen ist, dass die Straßennamen mal Spanisch und mal Portugiesisch sind. Es gibt keine Kontrollen, keine Check-Points, dafür aber jede Menge Geschäfte, in denen es halt das zu kaufen gibt, was im jeweiligen Land günstiger ist (...so z. B. Dutzende Apotheken im brasilianischen Ortsteil und ebenso viele Läden mit Sportbekleidung auf der uruguayischen Seite). Bezeichnend auch, dass die Passkontrolle beider Länder im größten Dutyfree Shop angesiedelt ist, den ich jemals gesehen habe (...glaubt mir, das waren viele!!!). 

Wir haben ob der miserablen Bilanz in Sachen schlechtester Abendessen dann doch noch einmal dem brasilianischen Ortsteil eine Chance gegeben. Und leider war's wieder nix! Unsere Steaks  aus der Pfanne waren zwar "essbar", 200 m weiter im uruguayischen Viertel hatten sie allerdings schon wieder großes Lagerfeuer gemacht, auf dem dieselben Fleischstücke bestimmt eine deutlich bessere Zubereitung erfahren hätten.  So bleibt es also dabei: Brasilien ist das Land, in dem wir am miesesten "gespeist" haben - zur Verteidigung der Brasilianer ist aber anzumerken, dass wir dies uns häufiger selbst zuzuschreiben haben. Wer dreimal auf dem Campingplatz speist, ist selber schuld!

Jetzt kommt was mit Humor: Unser Grenzübertritt nach Uruguay! Wer unsere diversen Einträge über Scherereien, Warteschlangen, Schikanen (... ein herzlicher Gruß an Euch Türken mit Eurem Nazi-Sultan in spe) usw. gelesen hat, weiß, dass Grenzübertritte meist mit mieser Laune unsererseits verbunden sind. Und als hätten die brasilianisch/uruguayischen Grenzer dies geahnt, haben sie uns den Landeswechsel diesmal zu einem (positiven) Erlebnis gemacht. Wirklich!!! Das fängt schon bei der Aus-/Einreise im Dutyfree an: Zwei Minuten und dann ist das Thema für beide Länder vom Tisch. Normale Reisende hätten es jetzt hinter sich, wir aber müssen ja immer noch unser Auto aus- und einführen: Also auf zum Zollamt der Brasilianer (irgendwo in der Stadt). Dort ist der einzige Beamte, der Zugang zum System hat (...bei der Einreise haben wir festgestellt, dass der Beamte, der unser TIP "temporary import permit" ausstellt, sich, ähnlich des Zugangs zum online banking mit einem Code-Generator anmelden muss) nicht auffindbar. Was macht also der höfliche brasilianische Zöllner? Einfach eine Kopie von unserer Einreiseerlaubnis für den Zuständigen, der kann das ja bearbeiten, wenn er wieder auftaucht, und wir bekommen einen Ausreisestempel und können gehen. Fünf Minuten inklusive Handschlag und guten Reisewünschen! In jedem anderen Zollamt der Welt hätten sie uns bestimmt eine Stunde warten lassen. Dann fehlt noch die Einreiseerlaubnis nach Uruguay, und die ist besonders wichtig, weil selbige für die Verschiffung nach Hause gebraucht wird. Wir finden ein Zollamt in der Stadt, das sich aber nicht für zuständig erklärt - "das bekommt Ihr zwölf Kilometer weiter an der Landstraße". Und da warten sie schon, angekündigt durch das Stadtbüro vor der Türe auf uns. "Hier sehen wir eigentlich nie Ausländer (außer natürlich Mercosur) und wenn mal einer kommt, dann ist er Deutscher." Und heute, zur Feier des Tages durfte Viktor zum ersten Mal am Computer das TIP ausfüllen. Naja... eigentlich haben wir es zu dritt ausgefüllt und dabei viel gelacht: "Kannst Du nicht einen einfacheren Namen haben, Rainer Wolfgang?". Endlich fertig, mussten wir dann noch um einen Ausdruck, danach um einen Stempel und eine Unterschrift nachfragen. Aber wir haben es! Zu guter Letzt hat uns dann Viktor noch eine CD geschenkt, Viktor ist nämlich auch virtuoser Guitarrista "auf Landesniveau" mit höchstpersönlicher Widmung für Monika und Rainer. Nie hätten wir gedacht, dass ein Grenzübertritt auch mal so lustig sein kann. Und überhaupt keiner hat sich für den Inhalt unseres Fahrzeuges und die 24 Dosen geschmuggelten deutschen DAB-Bieres aus dem Dutyfree interessiert. Bravo! Übernachtet haben wir (gratis) auf dem riesengroßen Freizeitgelände von Durazno, wunderschön am Ufer des Rio Yí gelegen. Und was sollen wir sagen: In diesem Städtchen haben wir in der Tat mit die besten Steaks unserer Reise gegessen.

 

Jetzt sind wir, es ist der 15. März (!!!) im schönen Städtchen Colonia del Sacramento angekommen. Und warum haben wir, ausgerechnet heute, nix Besseres zu tun als zu posten? Leider regnet es draußen seit Stunden. Wir haben noch keinen Fuß vor die Tür gesetzt. Morgen aber soll es besser werden. Wir schauen uns dann mal die ganze Pracht dieser Städtchens mit seinem kolonialen Kern an. Wir werden berichten.

 

Hallo Ihr Lieben zuhause! Für all Eure anlassbezogenen Wünsche zum heutigen fünfzehnten März bedanke ich mich recht herzlich. Bestimmt finden wir - lange ist es ja leider nicht mehr hin - in Kürze eine Gelegenheit, ein oder zwei Gläslein miteinander zu leeren. Danke!!!

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Kommentare: 4
  • #1

    schw.-mütt. (Donnerstag, 16 März 2017 16:09)

    Lieber Rainer
    Hier kommt -wenn auch nachträglich- noch ein ganz lieber Geburtstags-Gruß
    (Und vor allem hoffe ich daß er da ankommt wo hin er soll )!!!
    Ich wünsche Dir vorerst noch viel Freude bei dem Rest der Reise, eine gute
    frohe Heimreise und für das kommende bzw. dieKOMMENDEN Lebensjahre
    Gesundheit Glück und Freude an allem Schönen-ach es möge Dir einfach rundum gut gehen.
    Heute kam ein Gruß aus Ushuaia,wie lieb von Euch, dankeschön.
    Liebe Gr0ße für Dich und Monika, an die beiden Kleinen und den lieben Tojo
    Mutti

  • #2

    Manfred Mauder (Donnerstag, 16 März 2017 18:36)

    Lieber Rainer,
    ich wünsche Dir von ganzem Herzen alles erdeklich Gute zum Geburtstag.
    Auch ganz liebe Grüße an Monika. Ich wünsche euch beiden eine weiterhin gute Reise und freue mich wenn wir uns wieder sehen.
    Liebe Grüße
    Manni

  • #3

    Katja & Norberto (Freitag, 17 März 2017 16:25)

    Hallo Ihr Lieben!

    Auch von uns, lieber Rainer noch einmal alle erdenklich guten Wünsche zum Geburtstag vor allem Gesundheit und auf das dir dein géniales Schreibertalent nicht verloren geht....

    Fühl dich gedrückt und geküsst

    Katja und Norbert

  • #4

    Susanne und Wolfgang (Montag, 20 März 2017)

    Lieber Rainer,

    Damit wir im Berg der Glückwünsche nicht untergehen, warteten wir etwas, um als letzte gratulieren zu können ;-)

    Zum Geburtstag alles Liebe, Gute, und viel Glück und für jeden Tag Eurer Reise einen weiteren kulinarischen Höhepunkt wünschen

    Suse&Wolfgang