Eco-Turismo und wo kommt eigentlich die Vanille her?

Diese Frage hat uns Luis von der Xanath Reserva Ecológica beantwortet, bei dem wir übernachteten, bevor wir am nächsten Tag die Ausgrabungsstätte der aztekischen Stadt El Tajín in der Nähe von Papantla besuchten. Die Reserva war einigermaßen schwer zu finden, lag sie doch 1,5 km entlang eines abschüssigen Waldwegs hinter einer verschlossenen Schranke. Durch Glück oder Zufall kam jedoch Luis junior auf dem Fahrrad des Wegs als wir mit ratlosem Blick vor der Schranke standen, murmelte er käme in 10 min mit dem Schlüssel zurück und so war es dann auch. Wir folgten ihm zum Campingplatz, der sehr idyllisch mitten in der Wildnis liegt. Wie von Rainer bereits berichtet, zeichnet sich der Platz durch eher rustikale sanitäre Einrichtungen aus: Es gibt weder Licht noch Strom, und auch kein heißes Wasser. In der Nähe von Luis Wohnhaus gibt es allerdings eine Toilette mit Wasserspülung und eine Dusche (kalt). Dafür wird man mit wunderbarer Natur und himmlischer Ruhe entschädigt, sieht man einmal von den Hunden des Hauses ab. Neben Luis senior, Luis junior, Hühnern, Puten und Katzen leben auf dem Gelände nämlich auch Hunde (unter anderem auch ein gruseliger Aztekenhund - leider habe ich versäumt, ihn zu fotografieren, aber bei Google gibt es viele Bilder dieser bizarren Kreaturen (allerdings ohne die Warzen, die Luis Hund zusätzlich noch ein bisschen hässlicher machen)). Aztekenhunde haben bis auf eine punkartige Frisur auf dem Kopf kein richtiges Fell, sondern eher eine ledrige Haut. Vermutlich um sich vor der Sonneneinstrahlung zu schützen, wälzen sie sich im Dreck, den sie dann beim liebevollen Ankuscheln an mitleidige Touristinnen großflächig auf deren Hosenbeinen verteilen. 

Nachdem wir also unser Toyo-Lager aufgeschlagen hatten, machten wir uns an die Zubereitung des Abendessens (eine Art Spaghetti Arrabiata), doch schon beim Zubereiten der Soße gab unser einflammiger Gaskocher den Geist auf (nein, es war nicht die Gaskartusche, sondern der Brenner). Danach war das Abendessen dann eher so mittel, denn die halbfertige Spaghetti-Soße wurde auf labberigem Toastbrot verzehrt. Doch damit nicht genug des Unglücks: Wie jeden Abend stellten wir unsere Schuhe neben den Toyo, öffneten unsere Moskitoluken und wie nicht jeden Abend ließen wir auch das Fenster der Fahrertür geöffnet. Und wie es der Teufel so wollte, gab es in der Nacht den ersten richtig fetten Regenguss unseres zweiten Reiseteils. Fazit: nasse Matratze am Kopfende, nasses Sitzpolster, völlig durchnässte Schuhe, nasser Fahrersitz, desgleichen die Dämmung der Fahrertür. So viel zum Thema Ecoturismo.

 

Aber nun zur Frage, wo die Vanille herkommt. Wie Ihr sicher schon erraten habt, kommt die Vanille (auf Aztekisch übrigens „Xanath“ - aha, daher der Name des Campingplatzes) ursprünglich aus Mexiko. Und nicht nur diese, auch aguacate (Avocado), chocolate, cacahuete (Erdnuss) und tomate sind aztekische Begriffe und die zugehörigen Produkte haben ihren Weg von Mexiko aus um die Welt gemacht. Und woher weiß ich das? Als ich am Morgen Luis unseren Obolus für die Übernachtung entrichte, fragt er, ob wir schon einmal eine Vanillepflanze gesehen haben - haben wir bis dato nicht, also bietet er uns eine kleine Exkursion in seinen Wald an. Und das war hoch interessant. Seither wissen wir nämlich, dass die Vanillepflanze eine Orchideenart ist, deren Zweige sich im Zickzack an Baumstämmen emporranken. Die Pflanze bildet Blütendolden aus, die nur wenige Stunden blühen und durch eine bestimmte Insektenart bestäubt werden. Aus den bestäubten Blüten bilden sich dann die charakteristischen länglichen Früchte. Im Frühjahr werden diese geerntet und getrocknet. So hat es Luis erzählt, Wikipedia berichtet, dass die Früchte fermentiert werden. Wie auch immer: Die wilde Vanille kommt also aus Mexiko und irgendwannn haben die Franzosen ein paar Pflanzen mitgenommen, um sie in ihren Kolonien anzubauen (insbesondere Madagaskar und Réunion). Das hat aber erstmal nicht so gut funktioniert. Warum? Weil auf Madagaskar die passenden Insekten gefehlt haben. Und keine Bestäubung, keine Frucht. Blöd. Was hat man also gemacht? Man hat die Blüten von Hand bestäubt (und das wird wohl bis heute noch so gemacht). Außerdem hat man die Pflanzen wohl so kultiviert, dass sie sich nicht mehr an Bäumen hochranken. Klar, sonst muss man ja auf den Baum klettern, um die Blüten zu bestäuben. Luis hat uns dann noch gezeigt, wie er neue Vanilleorchideensetzlinge pflanzt und wo und wie der Pfeffer wächst, wissen wir jetzt auch. War irgendwie ein bisschen wie die Sendung mit der Maus. Eine tolle Begegnung mit einem Menschen, der völlig im Einklang mit der Natur und den Jahreszeiten lebt - wie es schon die alten Azteken gemacht haben (außer dass Luis keine Totonaken und andere Stämme versklavt - und wir hatten auch nicht den Eindruck, dass er auf der Sonnenpyramide der Sonne Menschenherzen opfert). 

 

Diese Kultstätte (El Tajín mit der beeindruckenden Nischenpyramide) haben wir dann anschließend besichtigt. Und mittlerweile sind wir in Guatemala, im Tikal Nationalpark gelandet (Strom gibt es hier nur bis 21:30 und so ungefähr funktioniert auch das Internet).

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