Nachtrag Iran: Auto Motor Mord

Es sind nun gut vierzig Jahre her, dass der Schreiberling PKWs für bestbetuchte Perser überführt hat. Der letzte (nicht der letzte Perser) war eine nagelneue S-Klasse, ein silberner 350er. 

 

Auch, wenn diese Autos damals echte Qualitätsware waren - die Jahre im hiesigen Verkehr konnten sie nicht überstehen. Schon damals war mir der Verkehr in Teheran eher einem Autoscooter ähnlich vorgekommen als auch nur in irgendeiner Art geordnet. Und so tragen die heutigen Personenkraftwagen und Taxen ihre Macken mit Stolz. Es gibt praktisch kein Fahrzeug, das nicht die Spuren des täglichen Kampfes um zwei Autolängen weiter vorne im Stau zu stehen, trägt. 

Ach Allah! Hätte es damals schon Autos gegeben, Du hättest nicht nur den Alkohol verboten, sondern auch die Raserei. Aber wenn man nix darf: Nicht trinken, nichts mit Mädels unternehmen und immer nur beten, dann muss halt ein Ventil herhalten. Die Straße.

 

Wie gesagt: Die PKWs, die man hier sieht, heißen Pars oder Peugeot (eine Art 304, hier gebaut) oder es sind chinesische Marken, die in Europa keiner kennt. Uninteressant. Aber!

 

Von den LKWs, abgesehen von grenzüberschreitendem Verkehr, da könnten bestimmt 80 Prozent schon Dienst getan haben, als ich zum letzten Mal hier war. Vielleicht waren einige schon damals betagt. Angefangen von den kleinen 608ern und 808ern, die, ebenfalls wie die Mercedes Rundhauber wohl auch mal hier gebaut wurden, finden wir alte und uralte Volvos, MANs oder DAFs. (ja, auch DAF hat mal LKWs gebaut!) Ganz speziell sind die amerikanischen Whites oder International und superspeziell natürlich die Macks mit der Bulldogge. Letztere findet man übrigens auch als Zierde auf anderen Trucks - so muss dann wohl doch der eine oder andere gestorben sein, um sein Maskottchen einem Volvo zu überlassen 

 

Vergessen wollen wir nicht das Omnibuswesen, das nicht nur auf der kleinen Mercedes-Serie fußt, sondern auch noch eine Flotte an 302ern präsent hält, die jedem Oldtimer-Fan zuhause die Tränen in die Augen treibt (…auch, wenn zeitgenössische Umbauten, insbesondere, was Klimatechnik betrifft, manchmal etwas gewöhnungsbedürftig sind).

 

Und warum ist das so? Die Lastwagen haben einfach die dickeren Stoßstangen, und so bleiben Sie im Kampf um die Vorfahrt einfach Sieger.

 

In vielen Ländern der Welt, wo eine eher lässige Umgehensweise mit der Straßenverkehrs-Ordnung (…so vorhanden) gepflegt wird, fragt sich der Tourist oft, wie das gutgehen kann. Man sieht einfach keinen Unfall. Hier dagegen kann man täglich die lustigsten Verbeulungen life erleben. Und nicht immer bleibt es bei Blechschäden. Das bezeugen oft grauenvoll zerstörte Autowracks, die vor Polizeiposten ausgestellt werden. Aber diese Bilder mussten wir ja leider löschen.

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Nachtrag Iran: Weltkulturerbe Basar von Täbris

Es ist soweit: Gestern ist es uns im Hotel in Urganch gelungen, das Täbris-Basar-Video hochzuladen. Viel Spaß damit....

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Durch die Wüste

Unser Schlafplatz vor der turkmenischen Grenze
Unser Schlafplatz vor der turkmenischen Grenze

Es ist Montag, der 23. Mai und wir haben eine ganze Menge nachzuberichten. Gerade stehen wir inmitten einer beeindruckenden Bergkulisse, rund zwanzig Kilometer vor der turkmenischen Grenze, über die wir morgen nach Ashgabat einreisen wollen.

Die letzten Tage ist viel passiert (meist Angenehmes); aber das Internet, das wir in Hotels zur Verfügung hatten, reicht manchmal nicht einmal dazu Google aufzumachen, geschweige denn, Beiträge oder Bilder hochzuladen. Wenn Ihr nun glaubt, ab Turkmenistan wird es besser, dann muss ich Euch enttäuschen - auch dort sind z. B. Facebook und YouTube gesperrt, und so müsst Ihre weiter auf Filme vom tollen Straßenverkehr im Iran oder von unserem lange zurückliegenden ersten Basarbesuch in Täbris warten. Hier ist übrigens auch unsere Seite gesperrt - so können unsere persischen Freunde leider auch nicht mehr verfolgen, wo wir uns rumtreiben.

 

Die Wüstenprinzen
Die Wüstenprinzen

Von Na’In, das konnten wir noch hochladen, sind wir bis Mashhad praktisch immer durch die Wüste gefahren, insgesamt rund 1.000 Kilometer. Dabei ist die Wüste gar nicht so eintönig, wie man glaubt: Nur selten gibt es reinen Sand, so wie wir uns Wüste zuhause vorstellen - oft gibt es zerfurchte Geröllformationen, felsige Zonen, von anspruchslosen Gräsern bewachsene Ebenen oder gar Salzseen. Gemein ist nur, dass jede Landschaft endlos scheint.

 

 

Wo es Wasser gibt, entstehen seit alter Zeit Städte und Ortschaften. Die modernen Straßen folgen noch immer uralten Handelswegen. Zahllose Karawansereien bezeugen dies. Also hier unsere Route:

Yazd

Schöne alte Handelsstadt. Wir besuchen das Feuer der Zoroastriker „…also sprach Zarathustra…“, das seit dem Jahr 470 a. D. ununterbrochen brennt. Und nicht etwa als Gasflämmchen. Es wird sorgfältig mit ausgesuchten Hölzern am Leben gehalten. In der Altstadt gibt es viele tolle Hotels, die in ehemaligen Lehmbauten untergebracht sind. Diese können wir zwar besichtigen und auch ein tolles Abendmahl dort genießen - unser Auto passt aber nicht durch die engen Gassen. Schmid kauft noch eine Kurden-Hose und das wars auch schon.

Tabas

Minarett im abendlichen Sandsturm
Minarett im abendlichen Sandsturm

Ein heiliges Örtchen, das durch seinen heiligen Schrein auch genügend Komfort für Reisende bieten will. Von drei Hotels ist eines geöffnet - sehr basic, kein Fenster, nur „orientalisches“ Klo, kein Internet. Nachts Sandsturm und Gewitter. Ein Glück, dass wir nicht im Toyo schlafen.

Bardaskan, Kashmar, Torbat-e Heydariyeh, Gebirge

Der Tag hat gut angefangen: Toyo-Vollbad
Der Tag hat gut angefangen: Toyo-Vollbad

Heute ist eindeutig der besch… Tag unseres Aufenthaltes im Iran. Hatten wir den Tag noch damit begonnen, unser Auto von den Spuren des Sandsturmes reinigen zu lassen (…hat sogar mal eine Unterboden-Wäsche bekommen und glänzt wieder wie Sau), verlief der Rest des Tages ausgesprochen unerfreulich. In Bardaskan wollten wir übernachten, aber davor sind wir in eine Militärkontrolle geraten. Die haben unsere Pässe kontrolliert, daneben etwas von „Money“ gemurmelt und uns eine halbe Stunde aufgehalten. Bezahlt haben wir nix und konnten trotzdem weiterfahren. Solche Kontrollen (und zusätzliche von der Polizei) gibt es überall im Land, aber bisher wurden wir stets durchgewunken. Naja - sei’s drum. Irgendwann ist jeder mal dran.

In Kashmar dann hat uns ein Polizist im Ort angehalten. Und uns freundlich willkommen geheißen und gesagt, dass wir ein wenig warten sollten, und seinen Vorgesetzten angerufen, der dann kam und uns im Konvoi mit der Polizei ins Revier gelotst hat, und da saßen wir erst einmal fest: Toyo hinter Gittern, wir im Revier. Dann kam nach einer halben Stunde der Polizeichef des Ortes und hat sich vielmals entschuldigt, Bonbons verteilt und gefragt, wo wir überall gewesen waren. Das hat der alles schon auf dem Computer gehabt, weil die Hotels anscheinend ausländische Gäste melden müssen. (Nur, wo wir im Wald geschlafen haben, da war nix!) Lange Rede kurzer Sinn: Wir durften weiterfahren. Klar, dass wir keine Lust hatten in diesem Ort zu bleiben und nach Torbat Heydarieh weitergereist sind. 

 

Dort - obwohl es ein recht großer Ort ist, gab es nur eine „Absteige“ und wir beschlossen, im Hotel Toyo zu nächtigen. Kaum aus dem Ort raus und auf dem Wege nach Mashhad: Die dritte Kontrolle (diesmal wieder Militär) an einem Tag. Wieder Pässe abgeben, Frage nach Kameras. Unser ganzer Laptop wurde durchsucht (Fotos von Unfallwägen, die zufällig vor einem Polizeiposten standen, gelöscht) und die beiden Verhörspezialisten haben sich alle unsere Urlaubsfotos der letzten Jahre angesehen. Das sind viele! Naja… zum Schluss haben sie uns fahren lassen.

 

Zur Strafe haben wir uns einen wunderbaren Platz im Gebirge gesucht und an einem kleinen Bach eine geruhsame Nacht verbracht. Sturm und Regen, die spät einsetzten, machten es umso heimeliger. Am nächsten Tag nach Mashhad, aber das ist ein Kapitel für sich.

Mashhad

Das religiöse Zentrum des Landes und ein Hort des wahren Glaubens. Daneben eine Zweieinhalbmillionen-Stadt mit all dem Chaos, das persische Megastädte so mit sich bringen. Weil wir in den Vortagen kein Internet hatten, konnten wir uns auch kein Hotel heraussuchen, das verkehrsgünstig zu erreichen ist. Und in Persien sind die Hotels, meist auch die großen, halt nur mit dem Namen (und auf Farsi) beschriftet und so können wir im Vorbeifahren nie feststellen, ob so ein Kasten eine Versicherung, das Finanzamt oder eben ein Hotel ist. Nicht so in Mashhad, aber das konnten wir erst später erfahren. 

 

Wir fahren also rein und, nach endlosen Kilometern, sehen wir „Hotel“ und fahren fix rein. Es ist ein  5-Sterne-Bunker, aber bevor wir in den Straßenschluchten verenden, gönnen wir uns ein Zimmer für die Nacht. Und das war gut so!

 

Mashhad, wie gesagt, religiöses Zentrum, ist so eine Art Altötting oder Vierzehnheiligen für Moslems. Was sage ich: Mindestens Vierzehntausend Heiligen, wenn nicht mehr. Wir fahren also im Hotelshuttle (Allahseidank) rund 11 km zum Holy-District, der den Holy-Shrine umgibt. Dort gibt es jetzt tatsächlich Hotels und zwar hunderte. Oft protzige 5-Sterne-Paläste für arabische Pilger, aber auch einfache oder mittelpreisige Herbergen. Was es nicht gibt, sind Parkplätze, dafür aber ein unvorstellbares Verkehrschaos. Glück, dass wir nun zu Fuß unterwegs sind. Und Pilger. Pilger, Pilger, Pilger. Beseelt laufen Iraner und Araber sowie russisch oder andere uns unverständliche Sprachen sprechende Gläubige auf das Heiligtum zu. Hier ist die Verhüllung mit Tschador (deutsch = Zelt) fast hundertprozentig (…auch Monika hat einen Leih-Tschador  vom Hotel  bekommen). Auch Frauen (wenn’s welche waren) mit Burka-ähnlichen Verhülltechniken sind keine Seltenheit. 

 

Wir also guten Mutes zum Heiligtum, doch dort werden wir erst einmal abgefangen. Monika muss den Lippenstift abwischen, ich die Kamera einschließen lassen und dann bekommen wir eine persönliche Bewachung. Wir dürfen auf das beeindruckende Gelände, es soll nach Aussage unserer Guida die zweitgrößte Moschee der Welt sein (in Wiki haben wir sie nicht unter den ersten sechs gefunden) und eine Fläche von einer Million Quadratmetern (Wiki: rund 600.000) haben, sowie die nach Mekka wichtigste Wallfahrtsstätte sein (kein Kommentar). Wir haben einen beeindruckenden Film anschauen dürfen und durften durch die sieben Höfe wandern. Den Schrein haben sie uns nicht gezeigt. Die Fotos sind aus einem Bildband abfotografiert, den wir bekommen haben.

 

Und dann: Basare, Shopping Malls, Läden, Läden, Läden. Wie bei uns auch, z. B.an Vierzehnheiligen. Nur hier halt für moslemische Pilger. Tausende, vielleicht zehntausende von Läden, die alle ein  mehr oder weniger vergleichbares Programm anbieten: Was für die Kinder, was für die Daheimgebliebenen, was zum Essen und Trinken (aus Mashhad kommt fast die gesamte Weltproduktion an hochwertigem Safran) und vielleicht noch ein neues Zelt für die Dame (Tschador). Muss man gesehen haben. Wie gleich doch die Religionen sind. Und wie sehr sich die Religiösen auf die Ungleichheit berufen. Schade.

 

Unser Tag endet beim Libanesen mit einem echt leckeren Abendmahl. Morgen (24.5.) geht es bis kurz vor die turkmenische Grenze. Aber das wisst Ihr ja schon.

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Na'In

Von Isfahan sind es durch die Wüste nur knapp 160 km bis Na'In, auch Naein genannt. Ein (endlich einmal) kleineres Städtchen, verschlafen am Nachmittag, aber wenn es dunkel wird, wird es auch hier laut, hektisch und von Verkehrsteufeln besetzt. Dafür entschädigen die oft kitschigen aber omnipräsenten bunten Lichter aus Millionen von LED-Lämpchen. Die Bilder dieser schönen Wüstenstadt mit ihren charakteristischen Lehmziegelbauten und den Windtürmen (die Wasserspeicher kühlen) stammen vom späten Nachmittag, als wir noch fast alleine unterwegs waren.

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Esfahan nesf-e jahan...

.... bedeutet "Esfahan, Du Hälfte der Welt" oder auch "Wer Esfahan gesehen hat, hat die Hälfte der Welt gesehen". Ob man diesen Satz heutzutage noch bedingungslos unterschreiben würde, mag dahingestellt sein - zumindest hat man die Hälfte vom Iran gesehen. Das finden auch andere Touristen: Ich glaube, ich haben während der letzten zehn Tage nicht so viele gesehen wie hier an einem einzigen.

Einer der zahlreichen Parks in der Innenstadt
Einer der zahlreichen Parks in der Innenstadt

Unser Hotel liegt am Rande des Armenischen Viertels direkt an einem Park am Fluss Zayandeh. In der Stadt ist es unglaublich heiß (35° im Schatten), aber in diesem und den vielen anderen Parks der Innenstadt finden wir - wie viele Iraner auch - schattenspendende Bäume, hier ist es deutlich kühler. Speziell in der heißen Mittagszeit wird hier gerne ein Picknick oder auch ein Nickerchen auf einer Decke im Schatten gemacht.

 

 

Wir hingegen begeben uns über die alte Si-o-Se-Pol-Fußgängerbrücke zum Hauptplatz Meidan-e Imam. Dieser einzigartige Platz gehört mit seinen fast 9 Hektar zu den größten Plätzen der Welt und ist in der Tat beeindruckend. Seht selbst:

Schwätzchen mit einem (angeblich) 104jährigen (haben leider nix verstanden)
Schwätzchen mit einem (angeblich) 104jährigen (haben leider nix verstanden)

Am Abend speisen wir in einem äußerst touristischen Lokal, für uns eher ungewöhnlich, aber die gegrillten Lammkoteletts ("Schischlick", ein Dutzend pro Portion) sind bisher eins der besten Abendessen im Iran. Anschließend gönnen wir uns noch ein Wassereis am Straßenrand (verdauungstechnisch nicht ganz unbedenklich). Bei der Heimfahrt im Taxi müssen wir leider feststellen, dass die hohe Touristendichte dazu führt, dass die Taxipreise etwa vier- bis sechsmal so hoch sind wie in Tabriz. Auch beim nachmittäglichen (alkoholfreien) Cocktail in einer Kellerbar wurde uns eine 20%ige Service-Charge berechnet. Das ist ärgerlich, wird aber durch die Herzlichkeit der Menschen wieder wettgemacht. Wir haben auf jeden Fall beschlossen, uns nicht zu ärgern (und laufen beim nächsten Mal eben wieder zu Fuß).

Den nächsten Tag verbringen wir mit weiteren Besichtigungen am Hauptplatz, und den Abend im Armenischen Viertel - einem angesagten Ausgehviertel mit Cafés und Restaurants - aber natürlich auch mit der Vank-Kathedrale und weiteren christlichen Kirchen. Die Kathedrale ist am Abend leider schon geschlossen, so dass wir die Besichtigung auf den nächsten Morgen verschieben - ist ja super zu Fuß vom Hotel aus zu erreichen. Auch heute gibt es ein vorzügliches Abendessen in einem schicken Innenhof: die traditionellen Gerichte Dizi und Beryani werden hier modern interpretiert.

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Von Bandar Anzali nach Isfahan

Hafen von Bandar Anzali
Hafen von Bandar Anzali

Bandar Anzali ist die Welthauptstadt der Kaviarproduktion, also denken wir, es sei eine gute Gelegenheit, dort selbigen günstig zu erwerben und mitsamt der noch an Bord befindlichen Foie gras mit einem Gläschen Krim-Sekt nach Verlassen des Iran zu verspeisen. Im Hotel wurde uns eine Adresse in Hafennähe genannt, die wir mit dem Taxi aufsuchten. Die Preisvorstellungen von Verkäufer und Käufern lagen dann aber leider doch zu weit auseinander. Immerhin machten wir noch einen schönen Hafenspaziergang.

 

Gestern ging es dann weiter Richtung Isfahan. Da die Entfernung fast 700 km beträgt, wollten wir auf halber Strecke übernachten und hatten Saveh ins Auge gefasst - wovon wir Abstand nahmen, da sich in unmittelbarer Nähe des einzigen Hotels der Stadt eine unterirdische Urananreicherungsanlage befindet (für den geneigten Leser: derartig nützliche Informationen sind in Google Maps zu finden). Stattdessen campten wir idyllisch in der Nähe eines Stausee-Ufers. Praktischerweise befand sich eine Kebab-Wirtschaft in der Nähe...

Am nächsten Morgen ging es weiter gen Isfahan, nachdem wir uns in einer Trucker-Kneipe am Wegesrand mit einem deftigen Frühstück (Tomaten-Rühreier, die man löffelweise mit rohen Zwiebelstücken in ein Fadenbrot gewickelt, verzehrt) gestärkt hatten, gen Isfahan. Wunderbar sind immer die Szenen beim Tanken, wenn iranische Trucker staunend den Toyo umringen und Rainer in Gespräche (natürlich auf Iranisch) verwickeln, oder Tankwarte sich mit uns und Toyo fotografieren lassen.

 

Da wir gestern schon "vorgearbeitet" haben, erreichen wir das Hotel, welches wir uns im Internet ausgeguckt hatten, bereits gegen 11:00. Wie bisher ist uns das Glück auch diesmal hold: Es gibt einen Parkplatz direkt vor der Tür, und im eigentlich ausgebuchten Hotel ist ein Gast vorzeitig abgereist. Eigentlich können wir erst um 14:00 Uhr einchecken, aber unser Zimmer wird schnell fertiggemacht, so dass wir es bereits um 11:30 beziehen können. Einen 24h-Wäscheservice gibt es auch. Oberteile und Hosen geben wir ab, Unterwäsche und Socken werden "auf Zimmer" einer Handwäsche unterzogen.

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Kulinarische Bilanz nach zehn Tagen Iran

Was passiert, wenn man weder der Sprache noch der Schrift eines Landes mächtig ist? Dann sieht eine kulinarische Bilanz nach zehn Tagen in etwa so aus:

 

Kebab: 15 Portionen

Fisch: 4 Portionen

Schischlick (Lammkoteletts): 2 Portionen

Fesenjan (Hähnchengericht mit Walnüssen): 1 Portion

 

Außerdem Reis, Reis und nochmals Reis.

 

Ich glaube, morgen könnte ich mal auf eine Pizza.

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Razeah und Mehti und Ali und Souhelah und Belrouz

Am Freitag (…hier Sonntag) also um elf Uhr ab zur Landpartie. Wir lernen Mehti kennen, Alis Vater und Razeahs Gatten, der erst in der Nacht aus Isfahan heimgekommen ist. Außerdem ist noch Alis kleiner Bruder mit an Bord. Weil auch noch zwei Freunde der Familie mitkommen, fahren wir mit Mehti, der ist fahrtechnisch gesehen exakt das Gegenteil seiner Frau. Er hält sogar zum Telefonieren an.

Es gibt (schon wieder) Reis, Baby!
Es gibt (schon wieder) Reis, Baby!

Die Reise geht zunächst durch Reisfelder, später in die Berge, es ist eine wunderbare Landschaft, die an die Tropen erinnert. Saftige Wiesen, steile grün bewaldete Hänge, schroffe Felsen und dazwischen immer wieder mal ein Wasserfall oder wenigstens ergiebig sprudelnde Quellen. (Zwischenzeitlich erfahren wir per Telefon, dass Rosie im Auto Nr. zwei von der Polizei gestoppt wurde - jetzt fährt der Freund der Familie.)

 

In etwa 1.400 m Höhe geht es zum ersten Picknickplatz. Natürlich ist alles dabei: Grill nebst Kohle, ausreichend Fleisch für Kebabs (für 20 Personen), Safranreis, Salat, Nüsse, Brot aus Isfahan, Oliven, Hummus, Yoghurt, Süßigkeiten, Tee, Softdrinks, Ayran, Wasser und Obst für „danach“. Ein wahrer Gaumenschmaus. Wie überall auf der Welt bereiten die Frauen hier alles vor - das Grillen ist dann den Herren vorbehalten. Dazwischen immer wieder Selfies, Selfies, Selfies - die Schmids dagegen fotografieren noch konventionell. 

 

Danach ein kleiner Spaziergang zum Verdauen und später zu einem weiteren Rastplatz, wo wir die Aussicht genießen. Dazwischen geht die Familie mal kurz in eine kleine Moschee am Wegesrand, das dauert aber nicht lange.

Als wir heimwärts fahren, wird es schon langsam dunkel, und Razeah kauft unterwegs noch einige lebende Forellen. (Mir schwant Böses - hat doch Monika bereits gestern gesagt, dass sie Fisch essen will und Kebab nicht mehr sehen kann.) Anschließend fahren wir noch bei Souhelah und Belrouz vorbei, wo wir zu einem Drink (…alkoholfrei) eingeladen werden. Und gegen 22:00 Uhr erreichen wir das Heim der Familie, was ja nicht weit von unserem Hotel liegt. Jetzt stoßen auch noch Mehtis Eltern dazu, die haben ihren Sohn auch schon eine ganze Weile nicht gesehen.

Ein letzter Fisch gegen Mitternacht
Ein letzter Fisch gegen Mitternacht

Um es kurz zu machen: Extra für uns wurde noch eine Forelle gebraten, für den Rest der Familie hat die Zeit zum Ausnehmen nicht gereicht, und wir speisen im mondänen Wohnzimmer der Familie gemeinsam auf dem Fußboden.

 

Abschließend begleiten uns die vier zu Fuß zu unserem Auto, wo wir noch einmal die große Toyota-Show vorführen. Danach herzliche Verabschiedung und gegen eins ins Bett. Bleibt nachzutragen, dass lediglich Ali Englisch konnte und selbst da war die Verständigung oft recht holperig. Aber mit gutem Willen, mit Händen und Füßen, vor allem mit Deuten ging auch das perfekt.

Wir haben für einen wunderschönen Tag zu danken, der bis jetzt der schönste auf unserer Reise war. Und zwar von Herzen. MERCI!

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Razeah und Ali

Gestern, also Donnerstag, 12. Mai war Fahrtag. Über das Elburs-Gebirge sind wir in Rudsar am Kaspischen Meer angekommen: Diesmal Hotel mit Strandblick.

Es war schon später Nachmittag, und wir unternahmen einen ersten Erkundungs-Spaziergang. Zum Baden ist es noch zu kalt, außerdem haben wir gehört, dass man hier entweder voll bekleidet oder geschlechtergetrennt zum Baden geht. Aber der Strand hier dient ohnehin eher zum Poussieren; und das geht so: Mann oder Männer im Auto fahren hin und her, Frau oder Frauen im Auto auch. Dann bleibt man stehen und wartet, was kommt. Wie es ausgeht, können wir leider nicht berichten, denn wir waren die einzigen Fußgänger und wollten auch nicht bis Mitternacht bleiben (das Spiel ging bis weit über Mitternacht hinaus). Also auf die Suche nach einem Restaurant.

Selbige war leider ergebnislos, wir hatten uns, nach acht Tagen Kebab fast schon mit einer Schnellimbiss-Pizza angefreundet und machten in einem Teegarten beim Hotel eine Pause um selbigen (…in Ermangelung eines Aperos) zu trinken. Am Nachbartisch ein Paar, das dort ein Eis verspeiste. Als die beiden schon fast wieder bei ihrem Auto waren, fragt der junge Mann, ob wir denn den Tee der Region kennen würden. Wir verneinten. Kein Problem - sie wohnen nur ein paar Meter weiter, wir sollen warten und er würde eine Probe bringen. Nach zehn Minuten kam die Probe (ungefähr ein Pfund) und die beiden fragten, ob sie uns zum Essen und am nächsten Tag zu einem Ausflug in die Berge einladen dürften. Gerne! Aber wir handelten aus, dass heute wir und morgen sie für die Auslagen verantwortlich wären. (…war schwer.) 

 

Zwischenzeitlich erfuhren wir, das dies Mutter und Sohn waren und Razeah und Ali (schon leichter zu merken) hießen. Wir fahren also nach Ramsa. Das sind rund 40 km und Razeah fährt wie ein Bankräuber nach Feierabend. Normal für hier eben. Sie zeigen uns das mondäne Bad, hauptsächlich bestehend aus Freizeitparks, Shopping-Malls, Fressbuden und Restaurants. In Ramsa hatte der Shah eine Residenz, man kann sich vorstellen, dass dies das Sylt der Iraner ist. 

 

Wir finden auch ein (für hiesige Verhältnisse) relativ mondänes Restaurant, wo Monika und ich den ersten (saumäßig grätenreichen) Fisch des Landes bekommen. Hätte ich nur wieder Kebab bestellt. Der Laden war übrigens bis auf den letzten Platz besetzt - bisher waren wir meist die einzigen Gäste im Restaurant. Das mag wohl auch an den iranischen Essenszeiten liegen.

 

Wir sehen noch den Shah-Palast (von außen) - zur Zeit ein Luxushotel - und ab geht die rasende Fahrt zurück, wo wir um halb Eins wieder im Hotel landen.

 

Für den nächsten Tag verabreden wir, dass wir uns um 11:00 wieder am Teegarten treffen.

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Lake Orumiyeh

Toyo am See (ohne Wasser)
Toyo am See (ohne Wasser)

Eher unspektakulär. Wir wollen zum Orumiyeh-Lake, das ist der einst größte See des Landes, zehnmal größer als der Bodensee. Leider hat dieser in den letzten Jahren 95 Prozent seiner Fläche verloren, so dass eigentlich nur eine verkarstete Landschaft übrig blieb. Und weil wir schlecht recherchiert haben, sind wir in die Nähe des Naturschutzgebietes im Süden gefahren und nicht dorthin, wo man spektakulär auf der Salzfläche rumrasen kann. Naja… der Toyota dankt es uns mit weniger Rost.

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Kandovan

Heute, ganz früh am Morgen sind wir nach Kandovan gefahren. Dies ist eine Art Mini-Kappadokien, allerdings deutlich ursprünglicher. Dort wohnen Mensch und Schaf buchstäblich noch Höhle an Höhle. Ihr seht's ja auf den Bildern...

 

Noch etwas: Wie es aussieht, scheint unser praktisch nagelneuer Apfel (Macbook) seinen Geist aufzugeben. Er brummt und kreischt. Himmelherrgottsakrament, was für ein Scheiß-(Apple)-Produkt. Und natürlich gibt es im Iran von den Drecks-Amis auch keinerlei Unterstützung. Könnte also sein, dass zukünftig unsere Berichterstattung etwas dürftiger oder gar ganz ausfallen wird. Schade!

Aktueller Kilometerstand (IR-Osku): 7.160 km

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Grüße aus Täbris

Seit gestern sind wir in der Hauptstadt der iranischen Provinz Ostaserbaidschan, Täbris, gelandet. Weil Hochzeitstag, gab es anstatt des Toyos ein richtig schickes Hotel. 

 

Zunächst weisen wir darauf hin, dass hier (trotz sonstigem Luxus) das Internet gaaaanz langsam ist und so schweinische Dinge wie Youtube ganz gesperrt sind. Wir haben zwar schon geile Filme im Bazar gedreht, veröffentlichen können wir diese jedoch erst, wenn wir in einem Land angekommen sind, das weniger restriktiv in Sachen Internet ist. Freut Euch darauf.

 

Empfangen haben uns die Iraner mit großer Herzlichkeit, dies betrifft nicht nur - wie berichtet - die Grenze, sondern auch unzählige Menschen, die wir hier so treffen. "Welcome to Iran", das hört man hier so oft, ganz einfach auf der Straße von wildfremden Menschen, die uns als außeriranische Gäste identifizieren. Wohin wir auch kommen - die Gastfreundschaft ist grandios. Vor zwei Stunden sind wir, dummerweise mitten in der Gebetszeit, (natürlich geschlechtergetrennt) in eine Moschee geraten, wo wir uns einen berühmten Schrein haben ansehen wollen. Gar kein Problem: Ein Wächter hat uns ins vollbesetzte Gebetshaus gebracht und nachdem das gemeinsame Gebet beendet war, konnten wir den heiligen Schrein besichtigen. Dazu gab es noch eine Einladung zum Tee und nette Unterhaltung.

 

Als wir Geld auf der Bank wechseln wollten, erklärte uns ein Mitarbeiter der Bank (am Tresen), dass der Kurs hier recht schlecht wäre. Er wüsste jedoch jemanden, der besser tauschen würde. Nach einem kurzen Telefonat konnten wir in der Bank (!!!) unsere Dollar in Ayadollars (Spaß) zum besseren Kurs umtauschen. Prima.

 

Schwierig gestaltet sich die Suche nach Restaurants und Hotels. Von der Speisekarte mal ganz abgesehen. Selbige ist meist nur in Farsi erhältlich, und das können wir nun mal beim besten Willen nicht lesen. Gestern hat sich der Schreiberling zum Deppen gemacht, als er im Restaurant die Speisekarte gleich mal auf dem Kopf gehalten hat. Wir wurden aber trotzdem satt, und zwar auf eine ganz leckere Weise.

 

Für Monika ist es halt ein wenig blöd, denn sie muss sich verschleiereulen. Da haben wir gestern gleich noch Nachschub an Verhüllungsmaterial erworben. Apropos Bazar: Der ist einfach grandios. Es handelt sich um den größten überdachten Bazar der Welt und nebenbei ist er UNESCO Weltkulturerbe. Was diesen Bazar für uns aber so einzigartig macht, ist die Tatsache, dass es hier praktisch keine (ausländischen) Touristen gibt. Im Gegensatz zum Istanbuler Bazar, der viel touristischen Sch... anbietet, findet der Kunde hier alles, aber auch wirklich alles, was zum Leben gebraucht wird. Einige Fotos hängen wir an - wirklich schön wird es auf bewegten Bildern.

 

Wenn wir jetzt über Land reisen, wird es mit dem Netz natürlich nicht leichter. Vielleicht gibt es mal eine längere Sendepause, dies kann ja die Spannung erhöhen.

 

 

Ein Nachtrag noch: Wir haben ja gedacht, die Türken würden besonders wild Autofahren, weil sie auf keine, wirklich keine Vorschrift achten. Außerdem scheint dort das Fahren ohne Handy am Ohr verboten zu sein. Hier, in dieser 2,2-Millionenstadt, sind dagegen nicht nur sämtliche Verkehrsvorschriften außer Kraft, jeder betrachtet jeden anderen Verkehrsteilnehmer als seinen persönlichen Feind, den es schnell und effizient zu schneiden, abzudrängen oder wenigstens eine Beule ins Auto zu fahren gilt. (...so sehen die Autos dann auch aus...). Leider sind von diesem Straßenkampf die Fußgänger nicht ausgenommen und so dienen Zebrastreifen, ja, die gibt es, eher dazu, die Passanten leichter erwischen zu können. Naja... der Toyota hat einen dicken Kuhfänger und das verschafft uns vielleicht ein wenig Respekt.

Aktueller Kilometerstand (IR-Täbris): 7.080 km

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Muttertag

Die Sultane und wir wünschen allen Müttern das Allerbeste zum Muttertag!

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Grenzübertritt in den Iran

Die letzte Nacht in der Türkei haben wir hoch über Dogubayazit im Murat Camping unterhalb des Ishak Pasha Palastes verbracht. Obwohl das Restaurant gerade umgebaut wird, wurde uns eine leckere gemischte Lamm-Grillplatte mit Salat serviert. Dazu genossen wir die letzten Biere für die nächsten drei Wochen.

In der Toyo-Bar wurde zudem ein Rest Fränkischer Zwetschgenschnaps und ein Fläschchen Rotwein vernichtet. Heute morgen machten wir uns dann auf zur Grenze, nicht jedoch bevor wir schweren Herzens ein Gläschen Wildschweinterrine an die Campingplatz-Hunde verfüttert hatten (die Einfuhr von Schweinefleisch und Alkohol ist im Iran streng verboten, und nach den Erfahrungen bei der Einreise in die Türkei wollten wir uns keinen unnötigen Ärger einhandeln). Bei der letzten Tankstelle auf türkischen Boden machten wir nochmal den Tank voll und wurden vom Tankwart zum Tee eingeladen.

Der Grenzübertritt gestaltete sich wider Erwarten relativ problemlos: Nachdem wir an kilometerlangen LKW-Schlangen vorbeigefahren waren, öffnete sich ein großes Tor für uns. Auf türkischer Seite wurden wir an den auf die Ausreise wartenden Menschenschlangen vorbeigelotst und bekamen umgehend unsere Ausreisestempel für Mensch und Maschine. Anschließend musste das Kopftuch angelegt werden, dass mich die nächsten zwei bis drei Woche in der Öffentlichkeit nicht mehr verlassen wird.

 

Auf iranischer Seite genossen wir ebenfalls Vorzugsbehandlung. Nach der Pass- und Visakontrolle wurden wir in das Tourismus-Büro geleitet, wo uns eine freundliche Dame in schwarz die nächsten Schritte erläuterte, uns mit Kartenmaterial und dem aktuellen Wechselkurs versorgte. Anschließend folgten die Einreiseformalitäten für den Toyo. Ein freundlicher Beamte in Zivil machte uns darauf aufmerksam, dass wir die Formalitäten nicht den Gestalten vor dem Gebäude überlassen, sondern alles selber erledigen sollten. Viele Stempel und Unterschriften später verließen wir nach insgesamt nur einer Stunde das Zollgebäude. Ein weiterer Beamte in Zivil warf einen kurzen Blick in den Toyo und gut war's. Hätten wir das gewusst, hätten wir sowohl die Wildschweinterrine behalten als evtl. auch noch einen kleinen Weinvorrat geschmuggelt. Und das alles nachdem mich unser freundlicher französischer Campingplatz-Nachbar am Morgen noch vor der Mafia gewarnt hatte, die ihm bei der letzten Einreise in den Iran 200€ für die Wiederbeschaffung seines Carnets abgeknöpft hatte. Keine Spur von Mafia. Und offenbar sind auch die berüchtigten Dieselkarten, von den in den einschlägigen Foren die Rede ist, abgeschafft. Nach der Grenze gab es dann noch eine iranische Versicherung für den Toyo und nach weiteren Stempeln und Unterschriften wurden wir in die iranische "Freiheit" entlassen.

 

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