Grenzerfahrungen - Costa Rica

Kleiner Toyo - großer Scanner
Kleiner Toyo - großer Scanner

Zuallererst: Wir sind zwischenzeitlich seit einigen Tagen im sicheren Costa Rica, am nebelumhüllten und von wolkenbruchartigem Regen umspülten Vulkan Arenal. Heute ist (leider), was das Wetter anbetrifft, der erste richtig schlechte Tag unseres zweiten Reiseabschnittes. Das ist umso ärgerlicher, da wir eigentlich den Arenal zumindest teilweise besteigen wollten - jetzt können wir ihn auf der anderen Seite des Arenal-Sees nicht einmal sehen. Schaut halt mal ins Internet, da gibt es bestimmt beeindruckende Fotos, auch davon, dass man in der Nacht glühende Eruptionen sehen kann. Wir haben hier die erste Nacht in einem sehr komfortablen Resort mitten im Dschungel verbracht und weilen nun an besagtem Vulkansee, der aber eigentlich ein Stausee ist. Naja... haben wir wenigstens ein wenig Zeit, um ein paar Eindrücke zu posten und vielleicht sogar mal ein Filmchen zu schneiden. (Wir haben in den letzten Wochen zwar immer mal wieder auf den Auslöserknopf unserer GoPro gedrückt - allerdings noch keine Zeit zum Schneiden gehabt.... vielleicht auch einfach keine Lust!)

Aber eigentlich wollten wir Euch mal schildern, wie so ein Grenzübertritt von zwei Gringos, einem Toyota nebst Reisebegleitern zwischen zwei mittelamerikanischen Staaten so abläuft. Das ist nämlich gar nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. Der Grund ist jedoch nicht etwa, wie zu vermuten wäre, Korruption - es sind einfach unglaublich unüberschaubare Prozesse, die möglichst vielen Beteiligten (und Unbeteiligten) Lohn und Brot geben sollen. 

Vorstellen müsst Ihr Euch auch, dass keines der vielen Gebäude, gleich auf welcher Seite, auch nur irgendwie gekennzeichnet ist, so dass man praktisch nicht erkennen kann, ob hier unter einem Strohdach auf einem Plastikstuhl ein kontrollierender Polizist sitzt, an einer Tür jemand herumlümmelt, der auch wichtig wird, oder ob es sich um ein Café handelt (...das auch bedeutsam ist, da es dort die heißbegehrten Kopien gibt). Also, fangen wir mal an, Ausreise Nicaragua:

Zuerst beginnt alles hoffnungsvoll. Wir halten am ersten größeren Gebäude rechts, wo wir sehen, dass viele Menschen reinlaufen. Davor, daneben und dahinter "Grenzhelfer" und Geldwechsler, die mit selbstgebastelten Ausweisen den Eindruck erwecken, dass sie in einer offiziellen Mission unterwegs sind. (Im Gegensatz zu den echten Beamten von Zoll oder Immigration, die entweder in Zivil sind oder, wenn überhaupt, ein T-Shirt mit dem Logo der Grenzbehörde tragen). 

Wir also rein, drinnen ist die Immigration und nach zwei Minuten haben wir unseren Ausreisestempel und sogar noch die Ausreisesteuer gespart, weil wir den entsprechenden Schalter übersehen haben. Jetzt kommt aber noch das Auto und das geht so: Wir gehen zum Zoll, und zwar mit all unseren korrekten Einfuhrpapieren. Dort bekommen wir aber nur gesagt, dass wir einen Bericht über die Inspektion unseres Autos vorzeigen müssen. Woher??? Gibt es bei der Polizei!!! Wo??? Draußen!!! Tatsächlich sitzt auf einem Plastikstuhl unter einem kleinen Strohdach ein Polizist, den wir mit unserer Bitte belästigen. Und der schickt uns erst einmal zu einem Mitarbeiter der Grenzbehörde (...der Herumlümmler), und der hat tatsächlich das Formularchen, das es auszufüllen gilt. Gesagt, getan, wir also damit wieder zurück zum Polizisten, der selbiges abzeichnet und abstempelt, das allerdings erst, nachdem er Fotokopien von Pass, Führerschein und Fahrzeugschein bekommen hat. (Was er damit will, ohne Schreibtisch, Schrank oder Aktenordner bleibt schleierhaft.) Zur Strafe dafür, dass er an diesem Tage arbeiten muss, trägt er uns die schlimmste Strafe auf, die uns an Grenzen passiert ist: Scanner!

Wir haben dies Prozedur mehrfach hinter uns. Besonders blöd ist dies, wenn es bei der Ausreise passiert. Die Scanner sind nämlich meist im Bereich für die LKW-Ein(!!!)reise positioniert, wir dagegen bei der Ausreise. (Außerdem fällt mit beim besten Willen nicht ein, was, zum Teufel, man aus Nicaragua herausschmuggeln sollte - reine Schikane!) Wir müssen uns also einen Weg durch den ohnehin unübersichtlichen Grenzbereich hin zur Einreise suchen und entdecken auch, nachdem Monika noch einmal nachgefragt hat, die endlose Schlange der LKWs, die vor dem Scanner warten. Bei zehn Minuten pro Auto ist das mindestens ein Tag. Und dabei haben wir für den Nachmittag eine wunderbare Dschungel-Lodge gebucht, um nach dem etwas rustikalerem Nicaragua mal etwas mehr Luxus genießen zu dürfen. Also mogeln wir uns mit dem kleinen Auto an der ganzen Schlange vorbei und drängeln uns direkt hinter dem ersten LKW wieder rein. Keiner hat uns Schläge angedroht, vielleicht auch deshalb, weil ein Zollbeamter erschien, der die Zufahrt oder irgendetwas regelt. 

Das Scannen ging fix, sind ja auch nur 5 statt den 20 Metern, die hier die Lastzüge haben und wir durften weiter zum Zoll fahren. Also Zoll für Einreise und für LKWs und nicht der, wo wir zuerst waren. Wieder warten. Und wieder werden Kopien gebraucht: Pass, Fahrzeugpapiere, sicherheitshalber hat Monika unsere Führerscheine ein paar mal mitkopiert (für Costa Rica) und dann krabbelt die ganze Mannschaft in unserem schönen Auto herum, und darunter, und das Dach aufmachen und in allen Kisten und Fächern herumwühlen und was für Scheiß auch noch. Aber, natürlich war nix zu finden und wir haben das Exportpapier mit dem soundsovielsten Stempel endlich bekommen. 

Sicherheitshalber fahren wir noch einmal rüber in den Grenzbereich der Ausreise und zeigen dem dortigen Zoll unser vielgestempeltes Papier. Ja! Das reicht, wir dürfen zur letzten Kontrolle fahren. Und jetzt kommt's:

 

Kurz vor dem letzten Schlagbaum weist uns einer nach rechts. Wir durchfahren eine Desinfektionsschleuse, die Farbe der Gebäude ändert sich in blau gelb, wir sind in Costa Rica! Keine Sau wollte unser mit viel Aufwand erworbenes Export-Papier sehen und sogar die 5 US$ für die Desinfektion in Costa Rica haben wir gespart. Das gibt Hoffnung - leider wird es aber hier auch nicht leichter.

 

In Costa Rica halten wir ebenfalls vor dem ersten großen Gebäude, dort ist die Immigration. Hier geht es ebenfalls flott, in zwei Minuten sind wir drin. Aber auch hier macht das temporäre Einführen eines Autos eine Menge Arbeit (...und den Kopiershops Umsätze). Wir fahren weiter, bis wir, nach einigem Suchen, ein Gebäude entdecken, in dem wir die Zollabfertigung vermuten. Das ist auch richtig, ein gerade nicht beschäftigter Schalterbeamter (im Armani-T-Shirt) sagt uns, dass wir erst eine KFZ-Versicherung erwerben müssen (in Honduras und in Nicaragua ist so etwas eher unüblich, also hatten wir auch dort keine Versicherung.). Die gibt es im gleichen Gebäude, eine Ecke weiter. Und da waren wir bereits zuvor, wurden allerdings von einem (bewaffnetem) Wachmann abgewiesen, weil das Büro derzeit nicht besetzt sei. Der Zollbeamte dreht sich um: Doch! Dort sitzt doch eine! Also wir wiederum zurück und wir sehen, dass da eine Schlampe sitzt, die Geld zählt und sonstiges sortiert, nicht jedoch bereit ist, Policen auszustellen. Dazu soll vielleicht noch erwähnt werden, dass die Beamten und die Versicherungsschlampe in wohlklimatisierten Kabuffs sitzen, die Antragsteller aber davor unter tropischer Sonne schmoren. Nach zwanzig Minuten also war der Verwaltungsakt beendet und wir durften für 40 US$ unsere Versicherung in Empfang nehmen. Jetzt wieder zurück zum Zoll. "Ihr braucht eine Bestätigung für das Auto, die gibt es gleich bei der Immigration (500 m zurück), Kopien (aha!!!) vom Führerschein (...haben wir sicherheitshalber in Nicaragua gemacht), vom Passport des Fahrzeugbesitzers (...haben wir auch) und vom Einreisestempel (...Scheiße: Die können  wir natürlich nicht haben). Mal abgesehen davon, dass der Depp uns das hätte auch früher sagen können, während wir nämlich bei der VS-Schlampe gewartet haben, laufen wir also jetzt wieder zurück dahin, wo wir bereits gewesen waren. Unterwegs Kopien (...hier hat jedes Café einen Kopierer) und in einer kleinen, natürlich unbeschrifteten Bude entdecken wir zwei vergitterte Fenster und dahinter tatsächlich einen Beamten. Der ist, wie übrigens alle auf der costaricanischen Seite, verbindlich und füllt das entsprechende Formular aus (Stempel, Stempel, Stempel) und will unser Auto sehen. Aha! Das ist aber jetzt schon beim Zoll. Also zurücklaufen, Auto holen, anschauen lassen und wieder zurück zum Zollgebäude. Jetzt gibt es den ersehnten letzten Stempel und auch der Toyo ist offiziell eingereist.

 

Kein Grenzübergang bisher war derart unübersichtlich. Die Arschlöcher auf der Seite von Nicaragua haben unseren bisher überaus positiven Eindruck von Land und Leuten deutlich getrübt. Der Check war unnötig, überflüssig und schikanös. Vielleicht hätte der Deppenpolizist, der uns zum Scannen geschickt hat, einfach ein paar Dollars erwartet. Vielleicht?

 

Jetzt aber genug gejammert. In der Zeit, die dieses Geschreibsel benötigte, hat sogar die Sonne die Wolken über dem See aufgesaugt, es ist wieder, wie so oft, schönes Wetter. Nur der Arenal, der alte Schwerenöter, hüllt sich nach wie vor in dichte Wolken. Mal sehen, ob er sich heute Nachmittag noch einmal zeigt.

 

Wir sitzen hier in einem kleinen Hotel, dem die beste (...da einzige) Microbrauerei Costa Ricas angeschlossen ist. Alles fest in der Hand der Norte-Americanos. Hier hört man nur vom Personal manchmal    

ein paar spanische Worte. Gestern war hier eine deutsche Reisegruppe, die wohl eine Fahrrad-Vulkan-Tour gebucht hatte. Und heute Morgen: Tagesetappe 55 km, Frühstück um sieben, orkanartiger Sturm, wolkenbruchartiger Regen... die Armen (wir bleiben liegen).

 

Übrigens: Das "Selbstgebraute", wie in den USA gleich zig Sorten, ist recht gewöhnungsbedürftig. Wir haben uns (nach dem "Genuss" eines Pale Ales) aus unserer Engel-Kühlbox bedient.  

 

Morgen, so der Plan, weiter nach Manuel Antonio. Ein Naturpark direkt am Meer. Palmen, Strand, blaues Meer. Hoffentlich auch wieder etwas "meer" Sonne.

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Kommentare: 5
  • #1

    Inge und Wolfgang (Sonntag, 06 November 2016)

    Wir hatten uns vorher im Internet über die Einreiseformalitaeten von Nicaragua nach Costa Rica schon informiert. Unsere schlimmen Erwartungen sind durch Euren aktuellen Bericht noch übertroffen worden. Wir sind schon sehr gespannt über die Situation in Manuel Antonio. Dort mussten wir vor 20 Jahren unseren Versuch aufgrund der widrigen Straßenverhältnisse aufgeben, mit einem Lada Niva von Qepos nach Dominical uns durchzuschlagen. Weiterhin viel Spaß und Vergnügen.

  • #2

    Monika und Rainer (Sonntag, 06 November 2016 22:50)

    Hallo Ihr Lieben,

    nachdem unsere Navigationssoftware maps.me für die 49km von Manuel Antonio nach Dominical nur 48min veranschlagt, gehen wir davon aus, dass die Straße wohl mittlerweile asphaltiert sein dürfte. Wir sind heute auch an Jaco Beach vorbeigefahren und mussten grinsend an Papas ehemaliges Vorhaben denken, dort ein Hotel am Strand zu erwerben. Ansonsten gibt es dort mittlerweile einige Hotel-Burgen, die die Küste verschandeln. Wir hoffen, dass wir morgen in den Park reinkommen, haben nicht gewusst, dass er im November offenbar montags geschlossen ist. Ansonsten sitzen wir auf unserem Balkon und beobachten eine Horde Brüllaffen, die im Baum vor dem Balkon ein spätes Mittagessen einnimmt (und nervenzerfetzend herumbrüllt - wir hoffen, dass die nachts schlafen...).

  • #3

    KaHei (Dienstag, 08 November 2016 02:03)

    ..... was fuer tolle Aufnahmen!!!
    Danke schoen!
    Gruss Malaysia

  • #4

    Eddy und Moni (Sonntag, 13 November 2016 10:52)

    Spannende Geschichten, ich wäre verloren, gut ich komme sehr wahrscheinlich auch nicht dort vorbei um so mehr freue ich mich über die wunder schönen Bilder!!! Passt auf euch auf liebe Grüße

  • #5

    Wolfgang und Mary (Sonntag, 13 November 2016 13:35)

    Freuen uns auf mundlichen Bericht, haben uns viel zulange nicht gesehen. Tschuss machts gut und fahrt vorsichtig