Cartagena und Mompox

Hier also der versprochene Bericht über unsere erste Woche in Kolumbien. Wir könnten selbigen auch "...auf den literarischen Spuren von Gabriel García Marquez" nennen. Während Cartagena einer der Ausgangspunkte für "Der General in seinem Labyrinth" ist, wurde in Mompox die "Chronik eines angekündigten Todes" verfilmt - überhaupt wirkt die gesamte Umgebung wie eine zurückgebliebene Filmkulisse für "Hundert Jahre Einsamkeit", auch wenn das berühmte Macondo ein fiktiver Ort war. 

Ihr merkt es vielleicht an dieser ungewöhnlichen Einleitung: Wir sind begeistert. Und der Werbespruch des kolumbianischen Touristikbüros: "...das einzige Risiko ist, dass Sie bleiben wollen", der ist gar nicht so falsch. 

Jetzt sitzen wir also in Mompox, im schattigen Innenhof unseres Hotelchens, das in einem alten aber restauriertem Kolonialanwesen eingerichtet wurde, hören leisen Jazz und geben uns wieder einmal der Chronistenarbeit hin. Die Temperaturen sind, nach einem nächtlichen Gewitter nicht mehr ganz so heiß wie gestern. Dennoch wird bald eine kleine Abkühlung im Pool notwendig werden. Doch der Reihe nach:

 

In Cartagena haben wir fünf Tage verweilt, zwei davon waren aber eher "Arbeit", weil diese für Zoll und Behörden notwendig waren. Dennoch: Auch in den übrigen Tagen (...und Abenden) hatten wir reichlich Zeit, diese eindrucksvolle Stadt mit ihren feierfreudigen Einwohnern (...natürlich auch Touristen) kennenzulernen.

Die Altstadt von Cartagena ist praktisch noch komplett von einer Befestigungsmauer umgeben, die früher gegen Piratenangriffe schützen sollte (hatte meistens auch geklappt!). Dahinter finden wir prächtige Paläste, top-renovierte Kolonialhäuser, Klöster, Kirchen und immer wieder schattige Parks und sonnenverbrannte Plätze. Das Angebot an Speis und Trank ist unermesslich - abends gibt es in vielen Kneipen Live Musik mit Salsa, Merengue oder Son. Hier ist ein Neuschwanstein in den Tropen. Unbedingt herkommen!

Natürlich hat das vielleicht auch seine Schattenseiten. Keine fünf Meter kann man gehen, ohne von Hut- Schmuck- oder Sonstirgendeinemfolkloretand-Verkäufer angesprochen zu werden und wenn man, wie wir an einem Abend, mal besonders tief in die Mojitos schaut, kann die Trinkrechnung auch schon mal deutlich teurer ausfallen, als die fürs (immer exzellente) Abendessen. Hier gibt es die beste Ceviche, frischesten Fisch und haufenweise Meeresfrüchte. Kein Wunder, liegt ja alles vor den Toren der Stadt rum.

 

Schweren Herzens (wegen des Abschieds von dieser schönen Stadt) aber dennoch voller Reisedurst (da wir endlich wieder ein eigenes Auto unter dem Hintern hatten), haben wir uns auf den Weg nach Mompox gemacht. Das ist eigentlich gar nicht so weit. Weil Mompox aber auf einer Insel im Fluss Rio Magdalena liegt,(...übrigens, die zweitgrößte Flussinsel der Welt) und noch manche Brücken fehlen, bleibt nur die Fähre und die fährt ziemlich unregelmäßig. Wir hatten uns dann also nur bis ins Städtchen Magangué bewegt über das es eigentlich nichts zu berichten gibt. 

Am nächsten Tag dann auf zur zehn Kilometer entfernt startenden Flussfähre. Hier muss man erklären, dass nicht einfach der Fluss gequert wird , sondern, dass man etwa eineinhalb Stunden flussaufwärts fährt, bis  auf der anderen Seite angelegt wird. Vorher gibt es nur Sümpfe, keine Straßen. Jetzt sind wir extra früh losgefahren, um auch wirklich an diesem Tag übergesetzt zu werden. Tatsächlich stehen schon eine Reihe LKWs an. Die Fähre ist auch schon da. Wir müssen mit kleineren Autos auf der Gegenseite eine Schlange bilden und warten. Um elf soll die Fähre starten. Pünktlich um viertel nach elf fragen wir nach: Das Problem ist, dass nicht zu viele Fahrzeuge vorhanden sind sondern zu wenig. Der Kapitän fährt erst, wenn alles voll ist.

So warten wir also... und warten... und warten... Dann kommen glücklicherweise doch noch drei Viehtransporter und der Beladevorgang beginnt. Auf der Fähre steht ein Schild mit "450 Jahre Mompox" - viel jünger ist das Schiff auch nicht.

Jetzt nach Mompox rein ins koloniale Erbe. Die (Klein-) Stadt, die sich als erste für unabhängig von den Spaniern erklärt hat, die die erste Universität der Küste hatte und der Simon Bolivar seinen Ruhm verdankt, weil er mit 400 mutigen Momposinern die königlichen Truppen verprügelte. Auch von Alexander von Humboldt, der ebenfalls hier weilte, ist etwas zu berichten. Nämlich, dass er sich beklagte, dass hier Moskitos leben, die durch "vier baumwollene Beinkleider" durchstechen können. Klar: hier herum gibt es reichlich Sümpfe. Letzteren verdanken wir Reisenden zwar auch einige Stiche, darüber hinaus jedoch das Gefühl, hier als einzige Langnasen herumzulaufen. Naja... ein paar blonde Reisende sind auch hier zu sehen, kein Vergleich allerdings mit Cartagena. Dafür wunderschöne Kolonialarchitektur, nicht so überrenoviert - hier lebt man halt einfach. Gestern Abend in einer Pinte  mit "Eingeborenen" das Länderspiel Kolumbien gegen Paraguay  gesehen. Super Stimmung. 

Morgen werden wir mal wieder ein wenig weiterfahren. Unser Ziel ist Girón - dort soll es guten Zickleinbraten geben. Bis dann!

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Kommentare: 5
  • #1

    KaHai (Samstag, 26 November 2016 10:30)

    .... einfach phantastisch, selbst das Abenteuer ''Grenze'' ...
    Danke und weiter so ...

  • #2

    Katja & Norberto (Samstag, 26 November 2016 19:22)


    Wow,

    Vielen Dank für eure ausdauernden & spannenden Berichte...

    Neidvolle & liebe Grüße aus dem Tal :-)

    Norberto & Katja

  • #3

    Monika und Rainer (Sonntag, 27 November 2016 06:26)

    @Katja und Norberto: Vielen Dank für den Bite away, ein mittlerweile unentbehrlicher "Wundenlecker" für uns!

  • #4

    Eddy und Moni (Sonntag, 27 November 2016 09:59)

    Ein paar Minuten den Alltag vergessen und mitreisen, wunderschöne Bilder und ein spannender Reisebericht Danke eine weiterhin gute Reise, liebe Grüße Eddy und Moni

  • #5

    Wolfgang II. (Montag, 28 November 2016 19:23)

    Hier kehrt allmählich der Winter ein, schön dann ein wenig Sonne aus eurer Reise schöpfen zu können!