Auf Empfehlung von Hans, dem netten deutschen Campingplatz-Betreiber in Ibarra (Finca Sommerwind) führte uns unser Weg zunächst an die Laguna de Quilotoa. Die Laguna ist der Kratersee des westlichsten Vulkans Ecuadors und liegt auf 3.914m Höhe. Gemäß Wikipedia entwickelt sich Quilotoa derzeit zu einem der wichtigsten Touristenzentren des Landes und dementsprechend hoch sind auch die Preise. Für eine Cabaña ohne Strom (Licht, Heizung) und heißes Wasser wurden 80$ veranschlagt, so dass wir uns für eine Übernachtung im Toyo entschieden. Da die Temperaturen in dieser Höhe nachts auf 2°C fielen, mussten wir mal wieder unsere Schlafsäcke rausholen. A apropos "hoch": Auf dem Weg dorthin haben wir den Toyo erstmals über die 4.000-Meter-Höhenmarke gequält. Weder Mensch (Kurzatmigkeit) noch Maschine (dicke schwarze Wolken, die beim Gasgeben aus dem Auspuff quellen) bekam dies besonders gut, so dass wir uns auf den Besuch des spektakulären Aussichtspunktes und einen kurzen Spaziergang am Kraterrand beschränkten (die Umrundung des gesamten Kraters - manche sprechen von einer siebenstündigen Wanderung - haben wir uns auch aufgrund des schlechten Wetters und unserer nicht vorhandenen Kondition dann doch gespart).
Weiter ging es dann direkt nach Baños. Das liegt nur noch auf 1.910m Höhe. Durchatmen also! Und auch hier hatten wir Glück, denn in dieser Woche waren die Feiern zum soundsovielsten Gründungstag der Stadt. Überall war also Auftrieb. Am Freitagabend hatten wir dann (ausgerechnet hier!) endlich die Gelegenheit, eine vielköpfige Salsa- und Cumbia-Band zu hören. Wenn auch die Rhythmen heiß waren - die Ecuadorianer sind, im Gegenteil zu Ihren kolumbianischen Nachbarn, doch ein wenig steif. (Wir natürlich auch!)
Wer Baños besucht, muss zwei Dinge erledigen: Erstens den vierzehn Kilometer außerhalb liegenden Wasserfall besichtigen und zweitens das Hard-Rock-Cafe besuchen. Bei meinem ersten Besuch hier (...lange ist es her), ebenso bei unserem gemeinsamen Besuch in Baños vor etwa siebzehn Jahren wurde ersterer ausgelassen, dafür aber umso ausgiebiger im Hard-Rock-Cafe gefeiert. Diesmal haben wir erfahren, dass die Kneipe (...die natürlich mit der echten amerikanischen Kette überhauptnix zu tun hat) wegen Umbau geschlossen ist. Übrigens hatte es ohnehin weder die ursprünglichen Eigentümer noch den "geliehenen" Namen und auch die Oma, die liebevoll Sex-on-the-Beach-Cocktails gebastelt hat, lebt nicht mehr. Schade! Wir hatten uns darauf gefreut.
Überhaupt Kneipenwesen: Hatte es bei unserem letzten Besuch neben dem "HRC" noch zwei Bars gegeben, gleicht Baños heute eher der Düsseldorfer Altstadt, als einem beschaulichen Wallfahrtsort und Heilbad. Egal: Wir hatten unter all den Backpackern auf dem "Gringo-Trail" recht viel Spaß und sind nach einem lustigen Wochenende nach Cuenca weitergereist.
Fast hätte ich es vergessen: Diesmal waren wir am Wasserfall: Spektakuläre Natur! Leider am Wochenende ziemlich überlaufen. Und noch ein Nachsatz: Auf dem Weg zum Wasserfall hält der Ausflugsbus kurz unter einem Felsüberhang, von dem ein kleinerer Wasserfall auf den Wagen tropft. Bei unserer letzten Reise durch Ecuador fuhr der Bus ebenfalls unter diesem Felsen durch - nur, dass ich damals auf dem Dach gesessen habe (...was heute übrigens selbst in Ecuador nicht mehr üblich und erlaubt ist).
Also Cuenca: Das ist die drittgrößte Stadt Ecuadors, die mit einer herrlichen Kolonialarchitektur begeistert. Dabei pulsiert hier das Leben - im Gegensatz zu Cartagena ist das hier kein Museum, das ist Ecuador life!
Und wie sich die Dinge gleichen: Ebenso wie in Denizli in der Türkei mussten Mensch und Maschine wieder einmal am gleichen Tag zur Inspektion. Leider nicht mit dem schönen Ergebnis wie dort: Während die Inspektion beim Toyo problemlos lief - er hat sogar eine neue Hupe bekommen, damit er sich bei den Einheimischen Respekt verschaffen kann, ist dem Schreiberling im wahrsten Sinne des Wortes eine Krone abgefallen. Diese konnte ambulant auch nicht mehr befestigt werden, so dass die restlichen Monate jetzt mit einer fachfraulich abgeschliffenen Zahnlücke bewältigt werden müssen. Immerhin war es die allerhübscheste Zahnärztin wo gibt.
Jetzt sind unsere Tage in Ecuador langsam gezählt: Heute fuhren wir nach Vilcabamba, in einen Ort, wo angeblich die meisten Hundertjährigen leben. Das hat zur Folge, dass viele begüterte Ecuadorianer oder Norte-Americanos sich hier ansiedeln. Wir befinden uns in einem wunderhübschen Refugio, wo man auch mit einem Camper stehen darf. Gerade sitzen wir auf der Terrasse, gönnen uns ein großes Pilsener und genießen die herrliche Aussicht. Wunderbar! Schade ist nur, dass die gigantische Aussicht nach einigen hundert Metern zu Ende ist. Es regnet nämlich hier wie Sau. Es hat vorgestern geschüttet, als wir in Cuenca angekommen sind, es hat gestern Nachmittag in Cuenca geschüttet und es hat seit mindestens einhundert Kilometern vor dem Erreichen dieses Paradieses ebenfalls geschüttet. Schön ist es eigentlich immer nur am Vormittag. So werden wir, damit es nicht allzu feucht wird, den Toyo erst zum Schlafen öffnen und den Abend hier unter lauter deutschen Touristen verbringen. Vielleicht machen wir morgen in der Früh noch ein paar Bildchen für uns und die Daheimgebliebenen.
Morgen führt uns der Weg nach Macará. Das ist der Grenzort zu Peru. Und das werden wir (hoffentlich) am Donnerstag entern.
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