Faule Tage in Rosario

Blick vom Monumento de la Bandera auf Río Paraná und Rosario
Blick vom Monumento de la Bandera auf Río Paraná und Rosario

Wie erwähnt, machten wir uns auf, die Sonne zu suchen. Ziel erreicht: 35 °C - strahlender Sonnenschein!

Aus dem noch kühleren Puerto Madryn fuhren wir nach Rio Colorado, wo wir unser Toyotel in einem Camping Municipal aufstellten. Das sind recht einfache Campings im Gemeindebesitz mit häufig noch recht einfacheren sanitären Einrichtungen. Aber immerhin gibt es "rustikale Toiletten", man muss also nicht nachts mit der Schaufel in den Wald. Und auf den letzten Monat wollen wir unser Klöle im Auto auch nicht mehr einweihen. Also weiter: Und zwar nach Guaminí, wo wir uns eigentlich zwecks ordentlicher Dusche mal wieder in ein Hotel einmieten wollten. War aber nichts mehr frei (es gab ohnehin nur ein halbwegs ordentliches Hotel in diesem Dorf), sind wir halt wieder im CM (Camping Municipal) gelandet. 

 

Jetzt ist Guaminí vielleicht so groß, oder besser so klein, wie Beverungen. Dennoch hatten die einen ordentlichen Karnevals-Umzug auf die Beine gestellt. Der fängt aber erst nach dem Abendessen, also so gegen 22:30 Uhr an. Und außerdem haben die hier die unschöne Gewohnheit, Kunstschnee und Mehl zu verschütten, zu verspritzen oder sonstwie auf Teilnehmer und Zuschauer zu applizieren. Eine echte Sauerei! Schön wars trotzdem, vielleicht auch, weil die Mädchen bei den hiesigen Temperaturen auch mehr auszuziehen haben, als im kalten Beverungen.

 

Und schon am nächsten Tag weiter gen Junin. Das ist eine mittelgroße Stadt, von der wir nichts wissen, außer, dass für Hotels am Tage unseres Erscheinens zwischen Vierhundert und Sechshundert Euro aufgerufen wurden (Faschingssonntag!). Also war wiederum Campen angesagt, an der Laguna de Gomez. Zwischenzeitlich haben wir erfahren, dass in Argentinien Faschingsmontag und Faschingsdienstag Feiertage sind, deshalb konnten die Hoteliers Wucherpreise verlangen und auch der Camping war voll bis auf den letzten Platz. Wir haben es überlebt.

 

Bei der Abfahrt Richtung Rosario hat es dann in Strömen geregnet, unterwegs jedoch wurde das Wetter besser und so sitzen wir drei Tage in unserer Senior-Suite (...kein Scherz) und lassen den lieben Gott einen guten Mann sein. Unser kulturelles Streben wurde dadurch gebremst, dass das eine Museum, das wir heute besuchen wollten, Ruhetag hat, das Museum, das wir gestern besuchen wollten, gerade renoviert wird. Bleibt uns nur, uns diese Stadt von außen anzusehen und den Rest der Zeit mit leckeren Steaks, Bier und Wein, Eisessen, Tatortgucken und Lesen zu verbringen.

 

Rosario mit rund 900.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Argentiniens wirkt wie ein kleineres Buenos Aires. Viele prächtige Gebäude zeugen noch davon, dass Argentinien einmal eines der reichsten Länder der Welt war. Heute dagegen hören wir meist nur Gejammer, wenn wir mit Eingeborenen reden: Der Staat frisst uns auf und macht uns arm. Im gleichen Atemzug erzählen uns dann aber die gleichen Menschen, dass sie mit ihrer Familie eine Europareise im Wohnmobil machen. Naja... vielleicht zwingt die Inflation ja dazu, die Kohle rauszuhauen, bevor sie nichts mehr wert ist. Vielleicht.

 

Morgen ist es vorbei mit dem Luxus-Lotterleben. Wir fahren weiter gen Nordosten und werden wohl wieder ins Toyotel ziehen (CM!!!). Wir berichten weiter.

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Kommentare: 1
  • #1

    Inge und Wolfgang (Sonntag, 05 März 2017 21:20)

    Hallo liebe Reisende, vielen Dank für Euren wieder einmal uns so begeisternden Bericht. Wie wir sehen, seid Ihr schon in Posadas. In diesem Zusammenhang müssen wir unbedingt erwähnen, daß unsere Familie eine ganz besondere Beziehung, und zwar verwandtschaftliche, zu dieser Gegend hat. Auf Eurer wahrscheinlich weiteren Fahrt auf der Rn 12 zum Foz Do Iguacu kommt Ihr nach 165 km durch die Stadt Eldorado. Dorthin ist im Jahr 1923 mit ihren Kindern meine Großtante Berta Zettelmann ausgewandert. Zwei Ihrer Soehne Carlos und Jose haben sich dort durch besondere Pionierleistungen hervor getan, dass sogar eine Straße nach Ihnen benannt wurde, av Pionero Zettelmann. Lt. Internet haben sie aus dieser Gegend 350 Millionen Kisten Apfelsinen nach Europa exportiert. Mit dem Gewinn haben sie eine Fluggesellschaft mit 6 Maschinen gegründet und einen täglichen Linienflug von Posadas nach Buenos Aires eingerichtet. Ich schreibe Euch das deshalb, weil Carlos Zettelmann nach dem Krieg 1948, als unsere Eltern völlig mittellos als Flüchtlinge nach Remscheid kamen, eine fast komplette Wohnungseinrichtung geschenkt haben. Uns würde interessieren, wenn es Euch keine zu großen Umstände macht , was aus den Nachkommen dieser Verwandten geworden ist. Carlos hatte einen Sohn Richard, welcher heute 71 Jahre sein dürfte. Es gibt in Eldorado eine Firma Ricardo Alfredo Zettelmann, welcher eine Werkstatt betreibt. Falls es unser Verwandte sein sollte, dann bestellt ihm bitte viele Grüße und ladet ihn auf unsere Kosten zum Essen � ein. Alles Gute und eine weitere sichere Reise. Wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen.