Die Rockies

Zurück aus der Wilderness. Und schon an Euch gedacht! Also die Rocky Mountains oder kurz Rockies, die haben uns begeistert. Und wie! Aber bevor wir jetzt schulmeistern und Euch erklären, dass die Rockies, je nach Auslegung zwischen 3.000 und 5.000 Kilometer lang sind, schreiben wir lieber über das, was uns in den letzten zwei Wochen dort so passiert ist und wie wir die Landschaft, leider aber auch, wie selbige verscherbelt wird, erlebt haben. Vorab nur so viel: Wir waren fast immer in der Wilderniss, naja... Internet ist dort Fehlanzeige, deshalb jetzt der Bericht aus der Zivilisation zusammengefasst. Mehr nachfolgend.

Wie erwähnt, ziehen sich die Rockies von British Columbia, Kanada schräg südöstlich bis nach New Mexico USA (... jetzt halten wir uns aber mal an die von uns besuchte Ecke bis nach Montana (USA). Am bekanntesten sind die drei Nationalparks von Jasper,  Banff und Waterton Lakes in Kanada und der Glacier Nationalpark in Montana, USA (Waterton Lakes und Glacier bilden grenzübergreifend den Peace Park). Wir haben sie alle besucht und waren selten einsam. Jetzt ist es natürlich blöd, dass ein Tourist auf die anderen schimpft - die Schönheit der Natur ist halt für alle da, und sowohl Kanadier als auch US-Amerikaner sind große Naturliebhaber und leidenschaftliche Camper - fast könnt' man sie für Niederländer halten.

 

Noch bevor wir in den (kanadischen) Jasper Park einreisten - das merkt man daran, dass die Straße mit einem Zollhäuschen versperrt ist, wo Eintritt kassiert wird - haben wir ein schönes Plätzchen auf dem Robson Meadows Camping ergattert. Es gab ein Gulasch aus dem Schnellkochtopf, das den Chronisten noch jetzt Wasser ins Maul treibt und übrigens einige Tage danach noch in zwei Versionen als Szegediner Gulasch mit Sauerkraut für kulinarisches Entzücken beim Camping sorgte. Am nächsten Vormittag dann waren die Wolken des Abends verflogen und der höchste Berg der kanadischen Rockies, der Mt. Robson lag strahlend vor uns. (...haben wir also wenigstens den erblickt, nachdem sich der Mt. McKinley in Alaska vor uns versteckt hat.

 

Weiter also rein in den Park und in das namansgebende  Städtchen Jasper. Es ist kaum zu glauben, aber die Kanadier haben's geschafft, einen naturnahen Campground mit 800 Plätzen zu schaffen, auf dem man sich nie in unmittelbarer Nähe zum Nachbarplatz fühlt. Natürlich kein Vergleich zu den naturbelassenen Plätzen im Wald, wo als einziges Zugeständnis an Hygiene Plumpsklos aufgestellt wurden. Auf diesem Platz dagegen, gab es nicht nur (funktionierende) heiße Duschen sondern auch noch ein Rudel von Wapitis, die sich von uns nicht im geringsten in ihrer Verdauungsprozedur stören ließen.

 

Weiter dann nach Hinton (...ausgesprochen "Hinten") und das war es auch. Liegt gerade nicht mehr im Park, und da hatten wir dann auf dem kommunalen Camping (es war kaum jemand da) wieder eine Begegnung, die uns unsere Meinung über die Camper mit ihren Monster-Wohnmobilen, die noch einen Jeep angekettet haben, überdenken ließ: Wir sitzen da also so schön im Wald und haben ein perfektes Lagerfeuer am Prasseln. Da fährt also so ein Zug gerade vor uns auf einen Platz, obwohl der gesamte Campground praktisch noch leer ist. Na bravo!!! Aber er war halt der einzige "Pull-through" also Durchfahrts-Platz und die Dinger können nur schwer rückwärts fahren. Nun gut, ein Wort gab das andere und bald saßen wir zusammen und probierten der jeweils anderen Bier. Der Eigentümer des Mega-Mobils hatte seine kleine Farm verkauft und den Käufer (...samt Weib und Kinder),  der übrigens sein Nachbar war, auf einen kurzen Urlaubstrip eingeladen. Übrigens fährt der ältere Herr dann im kalten kanadischen Winter nach Arizona, die Sonne suchen. Kein Millionär, nur einer, der sich seine alten Tage schön macht. 

 

Aber zurück, im wahrsten Sinne, in den Jasper Nationalpark, wie Ihr auf den diesmal besonders zahlreichen Fotos sehen könnt und ein weiteres Mal auf den bereits beschriebenen Whistlers Campground. Und danach über den sogenannten Icefield Parkway, also die Straße, die zu und durch gletscherbewehrte Bergwelten führt. Diverse Stopps und diverse Wanderungen in dünner Luft, die uns schon bei relativ kurzen (aber heftigen) Kraxeleien zum Schnaufen bringen. Wir sind halt auch nix mehr gewohnt...

 

Der Nationalpark Jasper geht direkt in den von Banff über und vor dem Touristenansturm auf selbigen wurden wir mehrfach gewarnt. (zuletzt von Mandy und Gill, unsere netten Lagerfeuer-Bekanntschaften - Wochen zuvor.) Wir hatten also beschlossen, die Stadt Banff auszulassen, aber Lake Louise, wo bei der Olympiade von Calgary einige Wettbewerbe stattfinden, wollten wir mal sehen. Man kann halt nicht immer nur im Wald und auf den Bergen rumkraxeln. Aber was war das für ein Reinfall! Bereits einige Kilometer vor diesem Bergdorf gibt es (überfüllte) Parkplätze und Shuttles in den Ort. Wir natürlich (... einToyo kann überall fahren) direkt Kurs auf den Ort. Aber als wir merkten, das wird die Hölle, gab es keine Möglichkeit mehr, umzudrehen. Alle zehn Meter eine "Gelbweste", die versuchte, die Massen an Autos im Zaum zu halten. Nach einer Stunde hatten wir zwar nichts außer ein paar Hotelburgen vom Ort gesehen, waren aber froh, wieder auf dem Highway in Richtung Süden zu sein. Übrigens: Wenn Ihr Lust habt, sucht mal für das Wochenende auf booking.com ein Hotel in Lake Louise - die Preise dort sind nicht für die Woche, sondern nur für eine Nacht!

 

Nun müssen wir nicht über jeden Camping berichten, der uns Unterschlupf bot und uns, insbesonders eine gleichberechtigte Mitreisende, zur Feuerteufelin werden ließ, über nachfolgenden jedoch aus einem Grund besonders. Der Platz hieß Rampart Creek und kostet achtzehn kanadische Dollar zuzüglich neuneinhalb Dollar für eine "Fire Permit", also Genehmigung, soviel Holz zu verlagerfeuern, wie man tragen kann und wie die Nacht lang ist. Also rund zweiundzwanzig Euro und damit rund 480 Euro weniger, als eine Übernachtung in Lake Louise. Aber das nur nebenbei.

 

Das gegrillte Abendmahl war beendet und als wir so am Feuer sitzen, da seh ich doch glatt einen Bären hinter unserem Toyo rumschleichen. Klar! Am Straßenrand, da sieht man sie öfters aber so nah und so persönlich, da hatten wir doch ein wenig Muffensausen! Glücklicherweise hatten wir, streng nach Vorschrift, alles, was essbar war, wieder sicher im Auto verstaut und dorthin haben wir uns zunächst mal begeben. Aber der Bär hatte wohl eher Beeren als uns im Sinn und so trauten wir uns wieder raus und Monika warnte in der Nähe campierende Familien vor der "Gefahr" - isabernixpassiert!

 

Kleiner Exkurs: If it's black - fight back/if it's brown - lay down! So der "offizielle" Hinweis für den Umgang mit Bären. Heißt: Ist er schwarz (Schwarzbär), mach dich groß, schreie und versuch' ihn zu verjagen. Ist er braun (Grizzly-Bär), leg dich auf den Bauch, Hände über den Kopf und hoffe, dass dein Rucksack dich vor größeren Verletzungen schützt. Haste keinen Rucksack: Auweia! Jetzt ist aber dumm, dass ein Schwarzbär auch braun sein kann und ein Grizzly auch eher grau. Letzteren erkennt man am Höcker hinter dem Kopf, da muss er aber schon nahe sein. Bei Wanderungen haben hier übrigens fast alle Familien mindestens eine sogenannte Bear-Bomb dabei, eine Art überdimensioniertes Pfefferspray - wir haben jetzt auch eins.

 

Nach weiteren unspektakulären Tagen zogen wir in der Nacht vor der "Übersiedlung" in die USA extra auf einen kommerziellen Camping und zwar exakt aus einem Grund: Wir wollten uns für die Durchfahrt durch den Glacier Nationalpark  auf der berühmten "going to the sun road" ein Permit besorgen, und die werden täglich ab acht Uhr morgens per Internet freigegeben. Leider hat jedoch das Internet des Campings nicht funktioniert. Über unseren Telecom Account hat sich Monika dennoch um acht Uhr des Folgetages eingeloggt, aber nach fünf Minuten waren alle 600 Tickets weg... und wir hatten keines. Scheiße!

 

Dennoch ward alles gut. Am nächsten Tag also, nachdem wir wieder einen reibungslosen Grenzübergang in die USA (mit Reisetipps des Zöllners) hatten, fuhren wir zum Besucherzentrum des Nationalparks, um zu fragen, was man denn machen müsste, um doch noch an ein solch begehrenswertes Ticket zu kommen. Die Antwort: Entweder eine "Attraktion" im Park buchen (Reiten, Boot mieten etc.) oder eine Übernachtung auf einem der naturbelassenen Campings im Park (... die aber manchmal ein Jahr im Voraus ausgebucht sind). Aber der Weg zum zweiten Camping ist frei, und so fragten wir dort eine überaus freundliche Rangerin, ob denn die Möglichkeit...

 

Und schon hatten wir einen Schlafplatz (für lausige zwanzig Dollar) und darüber hinaus das begehrte Permit, zwei Tage lang nach Herzenslust durch den Park zu fahren, darunter die von uns begehrte "going to the sun road", die auf achtzig Kilometer den Park durchquert. Wir waren happy und haben einige kleine Wanderungen unternommen. Schön war's.

 

Jetzt schließen wir hiermit mal das Kapitel Rockies und Nationalparks, auch wenn uns unsere Reise nach den spektakulären Parks noch durch wunderschöne Landschaften geführt hat, die eher dem Schwarzwald oder dem Allgäu vergleichbar sind.

 

Und letztlich sollten wir vorsorglich um Nachsicht dafür bitten, dass es leider seeeehr viele Wasserfälle geworden sind. Aber es gibt halt einfach so viele und jeder ist in seiner Art einzigartig. Wir hätten Euch noch mit hunderten weiterer Wasserfallbilder quälen können.

 

Bis zum nächsten Mal. Servus!

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Kommentare: 2
  • #1

    Edwin Grombach (Dienstag, 02 August 2022 15:39)

    Ein bisschen reist man mit so schöne Naturaufnahmen. Dankeschön Passt mit den Bären auf Weiterhin gute Reise Liebe Grüße

  • #2

    inge und wolfgang (Sonntag, 07 August 2022 14:19)

    danke für euren ausführlichen reisebericht mit den beeindruckenden landschaftsauf-
    nahmen. wie man sehen kann, habt ihr ausserdem nette tierische Besucher, die aber
    nicht unbedingt kuscheltiere sind.
    wir haben versucht über booking.com ein hotelzimmer in st. Louise zu bekom
    men, leider war die seite nicht zu erreichen
    es freut uns jedenfalls, dass ihr so schönes erleben könnt.
    passt gut auf euch auf, weiterhin gute reise