Durch den Norden der USA zum Supersee

Uffgepasst! Weiter geht's gen Osten auf unserer Reise. Nun haben wir allerdings bereits die allersensationellsten Sensationen hinter uns. Also zum Beispiel den Dalton Highway oder den Glacier Nationalpark. Vor uns liegen die "normalen" ländlich geprägten nördlichen Bundesstaaten der USA und (später) der Osten Kanadas mit seinen Seen und se(e)henswerten Städten.

Weil uns viele (... sogar Kanadier) vor der Öde der endlosen, landwirtschaftlich geprägten geografischen Mitte Kanadas gewarnt haben, und vielleicht auch wegen der exorbitant hohen Preise für Bier und Wein dort, sind wir also zunächst südlich  unterwegs und davon wollen wir berichten:

Start also in Helena. Das ist, hättet ihr's gewusst, die Hauptstadt des Bundesstaates Montana. Es ist dies, ähnlich wie z. B. Salem oder Olympia, so ein Städtlein, wo man sich gleich wohlfühlt. Nicht zu groß, um unübersichtlich zu werden, aber groß genug, um mit einer für uns völlig ausreichenden Infrastruktur aufzuwarten. Dazu kommt, dass wir den Eindruck haben, dass die Amerikaner ihre Landeshauptstädtchen immer ein bisschen hübscher herausputzen als vergleichbare Orte. Weniger Verfall, mehr Kultur. Und Helena hat, was nicht selbstverständlich ist, auch Bars und Gaststätten, in denen man im Freien sein Mahl genießen kann. Erwähnenswert ist noch die an eine Moschee erinnernde Stadthalle (mit angebauter Feuerwehr). Es handelt sich um ein im Jahr 1921 vom algerischen Orden der Shriner (...vom heiligen Schrein) erbautes Gebäude mit Minarett, das im Jahr 1930 an die Stadt Helena verkauft und zur Stadthalle umgebaut wurde. Lustig!

 

Danach wieder auf's Land. Und durch staubige Offroad-Pfade zu einer Geisterstadt, die sich allerdings als auf privatem Grund befindlich herausstellte, vorbei an Lennep (...den Hinweis verstehen wohl nur die Remscheider) zu einer kleinen Perle der letzten Wochen: Der Makoshika-State-Park (in der Sprache der Sioux Indianer "schlechte Erde/Badland") umfasst Canyons und bizarre Felsformationen und wurde durch den Yellowstone River geschaffen. Für uns entscheidend war natürlich die Möglichkeit, dort zu campen und wir hatten Glück, in vollkommener Einsamkeit auf einem der höchsten Punkte des Parks einen Platz mit sensationeller Aussicht zu besetzen. In der klaren Nacht war die Milchstraße zu sehen. Ein Erlebnis, das schaumweingekrönt und mit Krabbencocktail veredelt wurde. Weniger erbauend waren die zwei Wanderungen, die wir unternahmen und die sich, obgleich der Länge nach sehr überschaubar, als sakramentisch anstrengende Kraxeleinen herausstellten. Aber, wenn man es dann geschafft hat, ist man doch stolz auf sich.

 

Der nächste Park war der vom Zöllner bei der Einreise in die USA empfohlene Theodore (Teddy) Roosevelt Nationalpark (...wieder mal abschweifend: der war auch der Namensgeber für den ersten Teddybären der Firma Steiff). Also: Weniger überlaufen als die berühmten Parks wie Yellowstone (...für den man sich zwischenzeitlich ein Jahr zuvor anmelden muss), aber nixdestotrotz ein Schätzlein. Wir können über eine fast immer geteerte Straße die Schönheiten des Parks erkunden und sind nicht mit Massen weiterer Touristen unterwegs. Hier wären noch die Bisonherden besonders zu erwähnen, die es zu bewundern und leider auch zu fürchten gibt. Besonders, wenn Kälber im Spiel sind. So haben selbige (...die Mütterbisons, nicht die Kälber) eine Wanderung ins Tal der Päriehunde beendet, weil sie uns einfach den Weg versperrten.

 

Weiter durch North Dakota durch landschaftlich schlichte Gegenden. Unzählige Fracking-Anlagen - hier, so haben wir erst später erfahren, wird nicht nur Gas, sondern auch Öl im Fracking-Verfahren gefördert. Das Städtchen, in dem wir übernachten wollten, stellte sich als öde und langweilig heraus, also fuhren wir weiter gen Minot, nicht weiter erwähnenswert. Und zum Grahams Island State Park mit wunderschön am See gelegenen Platz (incl. heißer Duschen) und letztlich Devils Lake. Naja...

 

Der Icelandic State Park, ist, der Name lässt es ahnen, an einem Ort, der früher überwiegend von isländischen Auswanderer bevorzugt wurde. Gegenüber ein sehenswertes Museum der früheren Besiedelung durch Europäer. Nebenan gab es riesige Haufen von Feuerholz zu erwerben, die wir nachts restlos verfeuerten.

 

Nächstes Ziel: Die Grenzstadt zwischen North Dakota und Minnesota, genannt Grand Forks. Heiß, ausnahmsweise mal ein richtiges Essen in einem richtigen Restaurant (anstelle der ewigen Burger, Ribs und Wings, die man sonst überall bekommt) und Bier im seltenen Biergarten verspeist. Sonst nix Berichtenswertes.

 

Zwischenübernachtung in Hibbing mit dem Greyhound Museum, wo wir die einzigen Besucher waren. Hier lässt sich übrigens gut der Niedergang dieses berühmten Mobilitätsunternehmens beobachten (... es gab noch Video-Filme auf Röhrenfernsehern zu bewundern). Und kein Wunder ist wohl auch, dass zwischenzeitlich Greyhound deutsch geworden ist: FlixMobility hat es gekauft.

 

Und nun also zum großen See oder richtig Lake Superior: Also den Eriesee oder den Michigansee, den kennen wir doch auch in Deutschland. Aber den Lake Superior??? Mal abgesehen von W. Kansy sen. dürfte dieser wohl vielen unbekannt sein. Dabei grenzen an selbigen die kanadische Provinz Ontario und auf Seiten der USA die Bundesstaaten Minnessota, Wisconsin und Michigan. Sehr groß also! Und noch ein paar Oberlehrerweisheiten gefällig?  Es ist der nach Oberfläche größte Süßwassersee der Welt, und er "beherbergt" zehn Prozent der weltweiten Süßwasserreserven. Oder, um es für Europäer leichter begreifbar zu machen: Er ist etwa so groß wie Österreich. Kein Vergleich also mit dem Bodensee oder ähnlichen Tümpeln.

 

Nachdem wir nun also geschulmeistert haben, wieder zurück zu unserer Reiseroute, die, wie sich denken lässt, mehrere Zwischenaufenthalte am Lake Superior notwendig machte. Aber, um Euch nicht vollkommen zu langweilen, greifen wir nur zwei heraus. Nämlich erstens den Zwischenstopp in Duluth, einer gar nicht so kleinen Stadt mit maritimer Infrastruktur und wunderschönem Hafen- und Kneipenviertel und Munising, wo uns ein (teurer) Campingplatz nur kalte Duschen bot, wir dagegen die unvermeidliche Bootstour zu den Pictured Rocks, Felsformationen an der Küste, nicht auslassen konnten. Da man diese wunderbaren Gesteinsschichten nur vom Schiff aus beobachten konnte, blieb uns also nichts weiter übrig. Aber schööööön war es doch und hätten wir auch nur jedes zehnte Foto, das Monika geschossen hat, hier veröffentlicht, so wäre kein Platz für weitere mehr geblieben.

 

Letztlich der Abschied von den USA: In der auf beiden Seiten des St. Mary Rivers gelegenen Stadt Sault Ste. Marie ließen wir unser USA-Abenteuer bei leckerem Fisch (nebst Steak) ausklingen, betrachteten in der Arte-Mediathek noch ein paar Folgen der Kultserie Borgen, um dann wieder pünktlich und ohne Probleme reichlich teures Bier ins noch teurere Kanada hineinzuschmuggeln.

Das wars wieder einmal. Prost!

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Kommentare: 1
  • #1

    Gerd Kaiser (Mittwoch, 31 August 2022 11:19)

    HOCHSOLLSTDULEBEN !!
    Alles Liebe von Gerd + Ulli